Forschung aus der Hans-Boeckler-Stiftung
2 primary works
Book 71
Der Europaische Betriebsrat (EBR) gilt als die bedeutendste sozialpolitische Innovation der EU, obwohl er wegen seiner auf Information und Konsultation beschrankten Rechte einem Vergleich mit dem deutschen Betriebsrat nicht standhalten kann. Wie hat sich diese erste obligatorische transnationale Vertretungsinstitution im ersten Jahrzehnt ihres Bestehens entwickelt? Hat sich der EBR als Gremium von Gewicht im Unternehmen etablieren koennen? Bewahrt sich die Zusammenarbeit seiner Mitglieder, haben sie gar eine gemeinsame europaische Identitat ausgebildet? Hat der EBR die internationale Solidaritat der Arbeiter befoerdert? Und welche Ruckwirkungen hat er auf die nationalen Betriebsrate? Kotthoff zieht in diesem Buch eine erste Zwischenbilanz uber die "Lehrjahre" des EBR, die auf Befragungen in zwoelf grossen Unternehmen basiert. Die Analyse kommt zu dem Ergebnis, dass es nicht "den" Europaischen Betriebsrat gibt, sondern funf verschiedene Typen, die jeweils von den Organisationsstrukturen der Konzerne und von den Pragungen der handelnden Personen charakterisiert werden. Der Bedarf an einem aktiven EBR steigt - in der Wahrnehmung der Akteure - mit der Interdependenz von Standorten in verschiedenen Landern.
Book 93
Die "beitragsorientierten Leistungstrager" - Fach- und Fuhrungskrafte mit hoher intrinsischer Motivation - standen 1997 schon einmal im Zentrum einer Studie von Hermann Kotthoff. Zwoelf Jahre spater haben er und Alexandra Wagner dieselben Firmen ein zweites Mal aufgesucht und - soweit noch vor Ort - dieselben Personen befragt. Dazwischen liegt eine Epoche grosser Umstrukturierungen im Zeichen von Globalisierung und "Shareholder value". Wie hat sich die Arbeitssituation und -orientierung der Leistungstrager unterdessen verandert? Sind sie - wie in letzter Zeit haufig vermutet - zu "Intrapreneuren" oder "Arbeitskraftunternehmern" geworden? Geben sie ihr individuelles Interessenhandeln zugunsten einer kollektiven Orientierung auf? Die vielfach sehr uberraschenden Ergebnisse zeigen, wie sehr das individuelle Arbeitserleben und die betrieblichen Sozialordnungen von den firmenspezifischen Entwicklungspfaden abhangen. Sie munden je unterschiedlich in eine "inspirierte" oder "anomische" Hochleistungskultur ein, fuhren in eine "bruchige soziale Identitat" oder zum "virtuellen Unternehmen". Die bisher als Einheit wahrgenommenen Fach- und Fuhrungskrafte scheinen sich in Nur-Fachkrafte ("Wissensarbeiter") und Fuhrungskrafte ("High Potentials") aufzuspalten. - [Die Erststudie - Hermann Kotthoff: Fuhrungskrafte im Wandel der Firmenkultur. Quasi-Unternehmer oder Arbeitnehmer?, 2. Aufl. 2008, ISBN 978-3-89404-862-4 - ist nach wie vor lieferbar.]