Book 114

Im deutschen System der industriellen Beziehungen sind Tarifvertrage Sache der Arbeitnehmer- und Arbeitgeberorganisationen, Betriebsrate sind als Akteure auf diesem Feld eigentlich nicht vorgesehen. Anders verhalt es sich, wenn auf betrieblicher Ebene Tarifabweichungen vereinbart werden, was inzwischen in vielen Unternehmen und Branchen der Fall ist und durch die aktuelle Krise weiteren Auftrieb erhalten durfte. Hier nun wirken Betriebsrate bei den Verhandlungen zu Tariffragen mit und mussen die Umsetzung der abweichenden Vereinbarungen kontrollieren. Welche Veranderungen - so fragt dieses Buch - ergeben sich daraus fur die Mitbestimmungspraxis der Betriebsrate? Halten Verteilungskonflikte Einzug in die Betriebe, verlieren die Betriebsrate an Legitimation, brechen Solidaritatskonflikte mit der Gewerkschaft auf und achzen die Betriebsrate unter Ressourcenproblemen? Anhand empirischer Analysen aus der Chemie- und Metallindustrie kommt Haipeter zu dem Schluss, dass die Chancen der Entwicklung gegenwartig groesser als die Risiken zu sein scheinen. Oft profitieren Betriebsrate von ihrer Rolle als neue Tarifakteure; sie fuhlen sich vielfach durch ihre Gewerkschaften gestarkt und starken umgekehrt ihrerseits die Gewerkschaften.

Book 137

Betriebsrate und Gewerkschaften sind in der Defensive. Tarifabweichungen, Outsourcing, Verlagerungsdrohungen - dies sind die Bedingungen, unter denen sie Beschaftigung zu sichern und Arbeitsstandards zu verteidigen suchen. In dieser Situation zielt die IG-Metall-Kampagne "Besser statt billiger" darauf ab, der Betriebsratsarbeit eine offensivere Wendung zu geben - Hand in Hand mit einer Reaktivierung gewerkschaftlicher Betriebspolitik. Unternehmen sollen dazu gedrangt werden, Wettbewerbsvorteile durch Effizienz und Qualitat und nicht primar durch einen ohnehin illusorischen Unterbietungswettlauf bei den Arbeitskosten zu erringen. Welchen Herausforderungen sehen sich die Betriebsrate bei diesem Experiment gegenuber? Und was heisst "besser" in der betrieblichen Praxis? In ihrer Studie zeigen die Autorin und die Autoren, dass hier tatsachlich interessante neue Wege einer strategischen Interessenvertretung ausprobiert werden. Aber auch voraussetzungsvolle: Die Betriebsratsarbeit muss neu angelegt werden, neue Ressourcen sind zu erschliessen. Dabei ist das A und O die Beteiligung der Beschaftigten an der selbstbewussten Herausforderung von Managementkonzepten.

Book 161

Das ungewisse Extra

by Thomas Haipeter

Published 1 December 2013
Erfolgsabhangige Entgelte gewinnen immer mehr an Bedeutung. Inzwischen werden in vielen Grossunternehmen nicht nur bei Fuhrungskraften und aussertariflich Beschaftigten, sondern auch bei den Tarifmitarbeitern Lohnbestandteile an die Gewinnentwicklung der Unternehmen geknupft und "finanzialisiert". Teilweise geht es dabei - zumindest im Erfolgsfall - um Betrage von bis zu 10.000 Euro pro Jahr und damit um ein Mehrfaches ublicher Bruttomonatsloehne. In manchen Branchen existieren dazu bereits tarifliche Regelungen. Dies ist in der Metallindustrie zwar nicht der Fall, doch stehen dort insbesondere die Automobilhersteller an der Spitze der Bewegung. Dadurch werden drangende Fragen aufgeworfen: Wie verbreitet sind Erfolgsentgelte? Wie werden sie im Einzelnen reguliert? Welche Rolle spielen Erfolgsentgelte fur die Beschaftigten und fur die Entgeltpolitik der Interessenvertretungen in den Betrieben? Und wie sind sie eigentlich verteilungspolitisch einzuschatzen? Diesen Fragen, den Widerspruchen und Problemen sowie den verschiedenen betrieblichen Praxen geht der Autor in diesem Buch nach. Grundlage der Untersuchung sind statistische Auswertungen, Analysen kollektiver Regulierungen und vertiefende Fallstudien.