Book 1

Le 27 avril 1938, Edmund HUSSERL, l'initiateur et principal representant du courant phenomenologique dans la philosophie contemporaine, mourut a Fribourg en Brisgau, age de pres de quatre-vingts ans. Depuis la parution de ses Logische Untersuchungen en 190 1901, le monde philosophique international avait suivi, avec UD interet toujours croissant, les exposes successifs et de plus en plus approfondis, que le maUre fribourgeois publiait sur les prin cipes de sa methode, dite pMnomenologique, sur les applications concretes de celle-ci aux problemes philosophiques les plus divers, ainsi que sur la phenomenologie comme systeme philo- sophique autonome et pour ainsi dire "autarchique". Ces publi- cations, relativement peu nombreuses, mais fort remarquees des leur parution, furent etudiees avec le plus grand soin par les representants les plus autorises des differents courants de la pensee contemporaine. Les critiques, il va sans dire, ne manquerent point. On attira l'attention sur le caractere plutoet programmatique de ces etudes, sur la terminologie fort neuve, quelque peu arbitraire, parfois meme deroutante, dont se servait l'auteur, sur son pen- chant prononce pour des distinctions subtiles et pour des defini- tions minutieuses a l'exces, sur la difficulte de son style et les complications parfois inutiles de son expose, enfin et surtout -- au moins depuis 1913 - sur le caractere audacieux de sa theorie de la reduction, presentee par lui avec une insistance toute par- ticuliere comme le fondement dernier et indispensable de toute phenomenologie presente ou future.

Book 1

Le 27 avril 1938, Edmund HUSSERL, l'initiateur et principal representant du courant phenomenologique dans la philosophie contemporaine, mourut a Fribourg en Brisgau, age de pres de quatre-vingts ans. Depuis la parution de ses Logische Untersuchungen en 190 1901, le monde philosophique international avait suivi, avec UD interet toujours croissant, les exposes successifs et de plus en plus approfondis, que le maUre fribourgeois publiait sur les prin cipes de sa methode, dite pMnomenologique, sur les applications concretes de celle-ci aux problemes philosophiques les plus divers, ainsi que sur la phenomenologie comme systeme philo- sophique autonome et pour ainsi dire "autarchique". Ces publi- cations, relativement peu nombreuses, mais fort remarquees des leur parution, furent etudiees avec le plus grand soin par les representants les plus autorises des differents courants de la pensee contemporaine. Les critiques, il va sans dire, ne manquerent point. On attira l'attention sur le caractere plutoet programmatique de ces etudes, sur la terminologie fort neuve, quelque peu arbitraire, parfois meme deroutante, dont se servait l'auteur, sur son pen- chant prononce pour des distinctions subtiles et pour des defini- tions minutieuses a l'exces, sur la difficulte de son style et les complications parfois inutiles de son expose, enfin et surtout -- au moins depuis 1913 - sur le caractere audacieux de sa theorie de la reduction, presentee par lui avec une insistance toute par- ticuliere comme le fondement dernier et indispensable de toute phenomenologie presente ou future.

Book 2

4,12f. uber Erkenntnismoeglichkeiten - Bleistijtzusatz 11 4,15 uber eigene Erkenntnismoeglichkeit - Bleistijtzusatz 11 4,18ff . . . . . mussen wir zunachst zweifellose Falle haben von Erkenntnissen oder Erkennt- nismoeglichkeiten, die Erkenntnis wirklich treffen, und daher nicht unbesehen Erkenntnis als Erkenntnis hinnehmen; - der Satz in seiner ursprunglichen Form 114,22f. von sonst hatten wir . . . . bis volles Ziel Bleistijtzusatz 115,5 und Geisteswissenschaften - Bleistijtzusatz nach 1922 11 5,20f. Dieser Satz ist eine Bleistijterganzung 11 5,28 voll und ganz adaquat - Bleistifterganzung 11 5,33 adaquat - Bleistiftzusatz 116,2-16 Der Text von: Was ich will bis sie nicht anzuknupfen steht in eckiger Bleistiftklammer; am Rande von Husserl vermerkt: Das ist unklar oder nicht gut passend. Beilage. 11 6,5 der Moeglichkeit - Bleistiftzusatz 11 6,23 ihrer Leistung Hinzufugung nach 1922 11 6,32 Zusatz nach 1922: als Pramisse, selbst als Hypothese 11 7,2 ihrer Leistung - Bleistift- verbesserung fur: irgend einer Idee wie es ursprunglich hiess 11 7,3ff. Der letzte Teil dieses Satze8, von es heisst an, bis herleiten steht in eckiger Bleistiftklammer 117,15 Hinzugefugt: der Mensch 117,20 Hinzu- gefugt: dieser Mensch 11 7,30 Bewusstsein des Menschen - Verbesserung von: Ichbewusstsein wie es ursprunglich hiess 11 7,32ff. Spatere Rand- bemerkung zum Text: Das Immanente bezweifelt man nicht, aber die Erkenntnis des Immanenten ist genau so problematisch und auch ein schwieriges Problem. 11 9,18f.

Book 4

Das Erste Buch von Husserls Ideen zu einer reinen Phanome- nologie und phanomenologischen Philosophie erschien zu Husserls Lebzeiten 1913, 1922 und 1928 in drei fast voellig identischen Auflagen. 1950 erschien im Rahmen der auf Grund des Nachlasses ver- oeffentlichten Ausgabe der Gesammelten Werke eine "Neue, auf Grund der handschriftlichen Zusatze des Verfassers erweiterte Auflage", im Auftrage des Husserl-Archivs in dieser Form her- ausgegeben von Walter Biemel. Diese Ausgabe suchte in text- kritisch verantworteter Form den mannigfachen Ansatzen Hus- serls zu einer UEberarbeitung des Werkes Rechnung zu tragen durch eine Neugestaltung des Haupttextes. In der nunmehr vorliegenden, im Auftrage des Husserl-Archivs von Karl Schuhmann besorgten Neuausgabe des Werkes wird im Ersten Halbband allein der Text der zu Lebzeiten Husserls er- schienenen Auflagen wiedergegeben, wahrend die samtlichen handschriftlichen Zusatze des Verfassers im Rahmen der im Zwei- ten Halbbande zusammengefassten Erganzenden Texte beruck- sichtigt sind. Zu dieser Neugestaltung des Bandes berechtigte und noetigte der Fortschritt der Editionsarbeit des Husserl-Archivs seit 1950 wie der Husserl-Forschung uberhaupt. Die Entwicklung von Husserls Denken uber die Fassung seiner Ideen von 1913 hinaus ist unterdessen vielfaltig dokumentiert und erforscht, und zu- gleich hat sich das Bedurfnis erneuert, auch wieder uber den ur- sprunglichen Text des Werks, wie es zu Husserls Lebzeiten er- schien und wirkte, zu verfugen. Die Teilung des Bandes sollte das vergleichende Studium von Urtext und Vorstudien, Bearbei- tungen und weitergehenden Entwurfen erleichtern.

Book 4

Erkliirung der Abkurzungen: H. = Husserl, L. = Landgrebes Fassung, St. = Steins Fassung, Hrsg. = Herausgeber, Ms. = Manuskript. 1 Die KapitelUberschrift isi Zusatz von H. in L. II Randbemerkungen von H. in L. zum ersten Kapitel: Schlecht zusammengestellte und schlecht ausgearbeitete Manuskripte, eigentIich iiberhaupt nicht ausgearbeitet. Dieses Kapitel muB vollig neu ausgearbeitet werden. 1\ 1,7 Nach -. . . zu gebrauchen pflegt in L. folgender, von II. mit dem deleatur-Zeichen versehene Text: Gehen wir dann der Korrelation zwi- schen Erfahrung und Natur nach; nehmen wir den Ausgang von der Erfahrung von der Seite des BewuBtseins aus, so ist unter Erfahrung zunachst ein beliebiges BewuBtsein verstanden, in dem uns indivi- duelle Realitaten, und zwar raumlich-zeitlich ausg dehnte zur Gege- benheit kommen. Wir unterscheiden das Erfahrungsdenken, das Den- J. i: en, das aus Erfahrungen seine Rechtsgriinde schopft, und die Er- fahrungen selbst. Diese sind Akte, in denen die raumlich-zeitlichen Gegenstandlichkeiten, naher: Dinge, dingliche Eigenschaften, ding- liche Vorgange usw. in anschaulicher Weise und dabei als daseiend bewuBt sind. Unter den anschaulichen Akten stehen an erster Stelle die Wahrnehmungen: in ihnen ist das Gegenstandliche als leibhaft Gegenwartiges bewuBt. Ihnen stehen gegeniiber die Erinnerungen, die phanomenologisch charakterisiert sind als Vergegenwartigungen frii- herer Erfahrungen des sich erinnernden Subjekts. Ihr Gegenstand- liches ist charakterisiert als leibhaft gegenwartig Gewesenes. 1m Ver- gleic: l mit der Erinnerung ist die Wahrnehmung originare Erfahrung. Die Erinnerung ist nieht-originar. Ahnliches gilt flir andere Vergegen- wartigungen. Die soeben gegebenen Bestimmungen sind aber zu weite.

Book 5


Book 6

Dieser Band enthalt Husserls letzte grosse Arbeit, an der er von 1934 bis 1937 arbeitete. Husserl weist darin die Probleme auf, die seiner Ansicht nach zu der Krise gefuhrt haben, in der die Menschheit der Gegenwart sich befindet. Er verfolgt den Ursprung dieser Krise zuruck bis zur Entstehung der neuzeitlichen mathematischen Naturwissenschaften bei Galilei, um aufzuweisen, wie es zu der verhangnisvollen Spaltung des physikalistischen Objektivismus und des transzendentalen Subjektivismus gekommen ist. Die Geschichte der neuzeitlichen Philosophie wird von Descartes uber Locke - Berkeley - Hume bis zu Kant verfolgt. Husserl stellt dar, wie es das eigentliche Anliegen der Phanomenologie ist den verhangnisvollen Riss zu uberwinden, indem sie den Ruckgang zu dem Sinnesfundament vollzieht, das in den Wissenschaften selbst und fur diese verborgen bleibt. In diesem Zusammenhang kommt gerade der Wissenschaft vom Menschen, der Psychologie, eine fundamentale Bedeutung zu, allerdings einer Psychologie, die auf der Phanomenologie grundet und von ihren Erkenntnissen ausgeht.
Ausser dem erhaltenen Haupttext befinden sich im Husserl-Archiv noch zahlreiche "Forschungsmanuskripte", die im Zusammenhang mit der Krisis-Problematik entstanden sind. Um auch in sie Einblick zu geben wurde eine umfassende Auswahl in Form von Beilagen veroeffentlicht, sowie noch einige selbstandige Abhandlungen die die Entstehungsgeschichte des Werkes erhellen.


Book 6

Der vorliegende Band vereinigt Husserls letzte Nachlassmanuskripte, die im Zusammenhang mit der Arbeit an der Krisis-Abhandlung in den Jahren 1934 bis 1937 verfasst wurden. Mit dieser werkgeschichtlichen Edition wird ein Erganzungsband zu Husserls letztem Werk, Die Krisis der europaischen Wissenschaften und die transzendentale Phanomenologie, publiziert in Husserliana VI, vorgelegt. Husserls Arbeitsplan fur die Krisis-Abhandlung wurde rekonstruiert und in der `Einleitung des Herausgebers' dargestellt. Die Texte erschliessen mit anderen in den Husserliana publizierten Manuskripten Husserls Weg zur Krisis-Abhandlung und deren Fortsetzung. Die Prager Vortrage: Husserls letztes Auftreten vor der philosophischen OEffentlichkeit (1935), seine Stellungnahme zur publizierten Krisis-Abhandlung: das Handexemplar von 1937 und Husserls letztes philosophisches Manuskript (1937) werden veroeffentlicht. In systematischer und wirkungsgeschichtlicher Hinsicht stehen die transzendentalphanomenologische Begrundung der Geschichte und die Lebensweltthematik im Mittelpunkt. Die erstmals veroeffentlichten Texte stellen Husserls philosophisches Testament dar.

Book 7

Vorbemerkung Der vor!iegende Band VII der Gesammelten Werke Edmund Husserls enthiilt als Haupttext den Ersten Teil (Historischen Teil) der Vorlesungen i.iber Erste Philosophie, die Husser! im Winter-Semester 1923/24 an der Universitiit Freiburg i.B. gehalten hat. Er enthiilt femer vom Heraus- geber ausgewiihlte und zusammengestellte Ergtinzende Texte zur Proble- matik des Haupttextes 1). Sie wurden in A. Abhandlungen und B. Beilagen eingeteilt. Letztere sind Texte, die unmittelbar an bestimmte Stellen des Haupttextes als Ergiinzungen und Erliiuterungen anzukniipfen sind. Jede Beilage ist darum vom Hrsg. als "Beilage zu ..* " (z.B. "Beilage zur S. Vorlesung" des Haupttextes) bezeichnet worden. Entsprechend verweisen Anmerkungen des Hrsg. im Haupttext auf die Beilagen jeweils an der er- sten Stelle, an der ein Vergleich dieser Ergiinzenden Texte in Betracht kommt. Die Abhandlungen sind selbstiindigere Texte, die ebenfalls den Haupttext zu ergiinzen geeignet, aber nicht nur als erliiutemde Beifiigun- gen zu dieser oder jener Partie der Vorlesungen aufzufassen sind.
Umge- kehrt sind die Abhandlungen auch ohne Bezug auf den Haupttext lesbar, indessen die Ausfiihrungen der Beilagen einen vollen Sinn erst aus dem Zusammenhange derjenigen des Haupttextes gewinnen. Die Veroffentlichung des Zweiten (Systematischen) Teiies der Ersten Philosophie ist fiir Band VIII der Ausgabe vorgesehen.

Book 8

Vorbemerkung Der vorliegende Band VII der Gesammelten Werke Edmund Husserls enthalt als Haupttext den Ersten Teil (Historischen Teil) der Vorlesungen uber Erste Philosophie, die Husserl im Winter-Semester 192:3/24 an der Universitat Freiburg i.B. gehalten hat. Er enthalt ferner vom Heraus geber ausgewahlte und zusammengestellte Erganzende Texte zur Proble 1 matik des Haupttextes ). Sie wurden in A. Abhandlungen und B. Beilagen eingeteilt. Letztere sind Texte, die unmittelbar an bestimmte Stellen des Haupttextes als Erganzungen und Erlauterungen anzuknupfen sind. Jede Beilage ist darum vom Hrsg. als, .Beilage zu .. " (z.B., .Beilage zur 5. Vorlesung" des Haupttextes) bezeichnet worden. Entsprechend verweisen Anmerkungen des Hrsg. im Haupttext auf die Beilagen jeweils an der er sten Stelle, an der ein Vergleich dieser Erganzenden Texte in Betracht kommt. Die Abhandlungen sind selbstandigere Texte, die ebenfalls den Haupttext zu erganzen geeignet, aber nicht nur als erlauternde Beifugun gen zu dieser oder jener Partie der Vorlesungen aufzufassen sind. Umge kehrt sind die Abhandlungen auch ohne Bezug auf den Haupttext lesbar, indessen die Ausfuhrungen der Beilagen einen vollen Sinn erst aus dem Zusammenhange derjenigen des Haupttextes gewinnen. Die Veroffentlichung des Zweiten (Systematischen) Teiles der Ersten Philosophie ist fur Band VIII der Ausgabe vorgesehen."

Book 8


Book 9

5 sehr merkwurdiger Tatsachen zutage gefordert, die vordem verborgen waren, und wirklich psychologische Tatsachen, wenn auch die Physiologen manche grosse Gruppen von ihnen ihrer eigenen Wissenschaft mit zurechnen. Mag die Einstimmigkeit 5 in der theoretischen Interpretation dieser Tatsachen auch sehr weit zuruckstehen hinter derjenigen der exakten naturwissen- schaftlichen Disziplinen, so ist sie in gewisser Hinsicht doch wieder eine vollkommene, namlich was den methodischen Stil der gesuchten Theorien anlangt. Jedenfalls ist man in den inter- 10 nationalen Forscherkreisen der neuen Psychologie der festen Uberzeugung, einer bis vor kurzem ungebrochenen Uberzeugung, dass nun endlich die allein wahre und echte Psychologie in den Gang gebracht sei, als eine strenge Wissenschaft, auf deren Wegen die Gesamtheit aller psychologischen Probleme, aller 15 zur individuellen und Kulturgeistigkeit gehorigen, liegen mussen.
Es bedurfe nur, wie in jeder auf elementaren Aufbau und auf die Erklarung aus elementaren Gesetzen bedachten Erfahrungs- wissenschaft, geduldiger Zuruckhaltung und eines ganz vor- sichtigen Emporschreitens; man durfe nur nicht voreilig nach 20 Problemen greifen, die noch nicht zu wissenschaftlicher Be- arbeitung reif, fur die noch nicht die Tatsachenunterlage bereit- gestellt und die notigen Erfahrungsbegriffe geschaffen sind. Einen nicht geringen Zuwachs an innerer Sicherheit hat die neue Psychologie durch die gelingende Schopfung einer Psycho- 25 technik erhalten. Nun schien diese Psychologie wirklich der exakten Physik gleichzustehen. Sie war nun sogar so weit, um ihre psychologische Erkenntnis, ganz so wie physikalische und chemische, technisch nutzbar zu machen.

Book 10

an der Universitat Goettingen gehaltenen Vcwlesung uber Hauptstucke aus der Phanomenologie und Theorie der Erkenntnis, l ist annahernd voll- standig erhalten; die Blatter des V cwlesungsmanuskripts zur Phanomenologie des inneren Zeitbewusstseins liegen verstreut in den Konvoluten F I 6 und 2 F I 8 des Husserl-Archivs zu Loewen. Allerdings fusst der Erste Teil des Erstdrucks, dessen Bezeichnung als Die Vorlesungen uber das innere Zeit- bewusstsein aus dem Jahre 1905 gleichwohl auch in vcwliegender Neuausgabe beibehalten wurde, nur zum Teil noch, und auch in diesem Teil mit be- trachtlichen Abweichungen, auf dem Text des ursprunglichen Vcwlesungs- manuskripts des Jahres I905; und umgekehrt hat nur ein Teil des Textes des ursprunglichen Vcwlesungs-Manuskripts - mit den erwahnten Abwand- lungen - Eingang in den Ersten Teil des Erstdrucks gefunden. Wo der Text dieses Ersten Teils des Erstdrucks dem des ursprunglichen Vcwlesungs- manuskripts entspricht, wurde er er mit diesem verglichen, und ollensicht- liche Irrtumer im Erstdruck wurden berichtigt; in den Textkritischen Anmer- kungen ist dann mit dem Vermerk nach dem Ms. verbessert die Text- fassung des Erstdrucks wiedergegeben. Ferner wurde in den Textkritischen Anmerkungen vcwliegender Neuausgabe uberall der ursprungliche und voll- standige- Text des Vorlesungsmanuskripts von I905 wiedergegeben, auf dessen Zusammenhang die entsprechenden Teile des Erstdrucks zuruckgehen, wo dieser von ienem abweicht. Einige zum V cwlesungsmanuskript gehoerige Blatter, deren Text sich iedoch nicht zusammenhangend dem ubrigen einfugt, wurden im vcwliegenden Band unter B (S. 135-382) mit abgedruckt. Die 1 Vgl. oben die "Einleitung des Herausgebers", S. XIV-XVII.

Book 11

5 Die aussere Wahrnehmung ist eine bestandige Pratention, etwas zu leisten, was sie ihrem eigenen Wesen nach zu leisten ausserstande ist. Also gewissermassen ein Widerspruch gehoert zu ihrem Wesen. Was damit gemeint ist, wird Ihnen alsbald klar- werden, wenn Sie schauend zusehen, wie sich der objektive Sinn 10 als Einheit dn> den unendlichen Mannigfaltigkeiten moeglicher Erscheinungen darstellt und wie die kontinuierliche Synthese naher aussieht, welche als Deckungseinheit denselben Sinn er- scheinen lasst, und wie gegenuber den faktischen, begrenzten Erscheinungsablaufen doch bestandig ein Bewusstsein von dar- 15 uber hinausreichenden, von immer neuen Erscheinungsmoeglich- keiten besteht. Worauf wir zunachst achten, ist, dass der Aspekt, die perspek- tivische Abschattung, in der jeder Raumgegenstand unweigerlich erscheint, ihn immer nur einseitig zur Erscheinung bringt. Wir 20 moegen ein Ding noch so vollkommen wahrnehmen, es fallt nie in der Allseitigkeit der ihm zukommenden und es sinnendinglich ausmachenden Eigenheiten in die Wahrnehmung. Die Rede von diesen und jenen Seiten des Gegenstandes, die zu wirklicher Wahrnehmung kommen, ist unvermeidlich. Jeder Aspekt, jede 25 noch so weit fortgefuhrte Kontinuitat von einzelnen Abschat- tungen gibt nur Seiten, und das ist, wie wir uns uberzeugen, kein blosses Faktum: Eine aussere Wahrnehmung ist undenkbar, die ihr Wahrgenommenes in ihrem sinnendinglichen Gehalt erschoepfte, ein Wahrnehmungsgegenstand ist undenkbar, der in einer abge- 30 schlossenen Wahrnehmung im strengsten Sinn allseitig, nach der Allheit seiner sinnlich anschaulichen Merkmale gegeben sein koennte.

Book 12

Der Begriff der Zahl ist ein vielfacher. Darauf weist uns schon die Mehrheit verschiedener Zahlworter hin, die in der Sprache des gewohnlichen Lebens auftreten und von den Grammatikern unter 5 folgenden Titeln aufgefiihrt zu werden pflegen: die Anzahlen oder Grundzahlen (numeralia cardinalia), die Ordnungszahlen (n. ordinalia), die Gattungszahlen (n. specialia), die Wiederho- lungszahlen (n. iterativa), die Vervielfaltigungszahlen (n. multi- plicativa) und die Bruchzahlen (n. partitiva). DaB die Anzahlen 10 als die ersten in dieser Reihe genannt werden, beruht ebenso wie die charakteristischen N amen, die sie sonst tragen - Grund- oder Kardinalzahlen -, nicht auf bloBer Konvention. Sie nehmen sprachlich eine bevorzugte SteHung dadurch ein, daB die samt- lichen iibrigen Zahlworter nur durch geringe Modifikationen aus 15 den Anzahlwortern hervorgehen (z. B. zwei, zweiter, zweierlei, zweifach, zweimal, zweitel). Die letzteren sind also wahrhafte Grundzahlworter. Die Sprache leitet uns hiermit auf den Gedan- ken hin, es mochten auch die korrespondierenden Beg r iff e samtlich in einem analogen Abhangigkeitsverhaltnisse stehen 20 zu denen der Anzahlen und gewisse inhaltsreichere Gedanken vor- steHen, in welchen die Anzahlen bloBe Bestandteile bilden. Die einfachste Uberlegung scheint dies zu bestatigen. So handelt es sich bei den Gattungszahlen (einerlei, zweierlei usw. ) um eine Anzahl von Verschiedenheiten innerhalb einer Gattung; bei den Wieder- 25 holungszahlen (einmal, zweimal usw. ) um die Anzahl einer Wiederholung. Bei den Vervielfaltigungs- und Bruchzahlen dient die Anzahl dazu, das Verhaltnis eines in gleiche Teile geteilten Ganzen zu einem Teile bzw.

Book 13

Vorbemerkung Wo in den jolgenden Manuskriptbeschreibungen nichts anderes vermerkt ist, handelt es sich immer um in Tinte geschriebene Stenogramme (System Gabelsberg) auf Blattern vom Format 2I,5 X I7 cm. In den Textkritischen Anmerkungen finden folgende Abkurzungen Ver- wendung: Bl. = Blatt; Einf. = Einfugung (Zusatz, fur den vom VerI. die Stelle der Einfugung in den Text bezeichnet ist); Erg. = Erganzung (Zusatz, bei dem die Stelle der Einfugung vom Verf. nicht bezeichnet ist); Rb. = Rand- bemerkung; V. = Veranderung. Nr. 1 (5. 1-3) Der Text gibt die Blatter I8 und 29 des Konvolutes A VI IO wieder. Dieses Konvolut enthiilt in ungeordneter Weise hauptsachlich Bruchstucke verschiedener Manuskripte. Es wurde in dieser Form in den Jahren nach I920 unter inhaltlichem Gesichtspunkt zusammengestellt, der auf dem Ge- samtumschlag angegeben ist: Meist Vorlagen zu Ideen II. Ieh, Person, geistige Substanz. Personale Eigenart, geistige Individualitat und Indivi- dualitat des Naturobjekts. Lokalisierung des Ieh als Zentrum der um- weltliehen Orientierung. Ieh-habe, Ieh-verhalte-mieh. Ieh und Bewusst- seinsstrom. Dberhaupt Iehprobleme. Einzuordnen! Zur Datierung gibt Husserl an: meist letzte G5ttinger Zeit, von 1912 ab, doch enthiilt das Konvolut auch Bliitter von I90j und solehe aus der Zeit um I920. Die Bliitter I8 und 29 gehOren nach Papier, Schrift, Tinte sowie Inhalt zusammen und stammen wahl aus den See/elder Ferien von I90j: Auf Blatt 29 steht der Vermerk Seefeld. Es ist aber nicht zu entscheiden, ob sich die beiden Bliitter im ursprunglichsten Kontext von Seefeld unmittelbar folgten.

Book 14

present a chronological development of Husserl's philosophical system, Volumes V--IX are devoted to the correspondence partners in philosophy. The last volume consists of an extensive Introduction and a variety of indexes to all volumes in the set.

Book 15


Book 16

Ding Und Raum

by Edmund Husserl and U Claesges

Published 31 July 1973
unmittelbar wahr; sie ist zusammen, gleichzeitig mit uns und steht zu uns in der Beziehung des Gesehen-, Getastet-, Gehoert- werdens usw. Wirkliche Wahrnehmungen stehen dabei im Konnex mit Wahrnehmungsmoeglichkeiten, mit vergegenwarti- 5 genden Anschauungen; in den Zusammenhangen der unmittel- baren Wahrnehmung sind Leitfaden enthalten, die uns fortfuhren von Wahrnehmung zu Wahrnehmung, von einer ersten Um- gebung zu immer neuen Umgebungen, und dabei trifft der wahr- nehmende Blick die Dinge in der Ordnung der Raumlichkeit. Wir 10 haben auch eine zeitliche Umgebung, eine nahere und fernere; eben gewesener Dinge und Vorgange erinnern wir uns unmittel- bar; sie waren nicht nur, sondern stehen jetzt in der Beziehung des Erinnertwerdens zu uns; worin auch beschlossen ist das Soeben-wahrgenommenworden-Sein. Die Erinnerung gleicht dabei 15 als fortgesetzte Wiedererinnerung einem Leitfaden; sie fuhrt uns in der Zeit Schritt fur Schritt zuruck, und damit treten immer neue Linien der raumlich-zeitlichen Wirklichkeit, und zwar der vergangenen, zu uns in Beziehung, in diese eigentumliche Be- ziehung der Erinnerung und des Wahrgenommenworden-Seins. 20 Die Zukunft der Welt tritt zu uns in Beziehung durch die voraus- blickende Erwartung. uber diesen niederen Akten bauen sich hoehere auf, in denen wir uns denkend, schliessend, theoretisierend zur Welt in Beziehung setzen; und wieder kommen dazu die sogenannten emotionalen Akte, in sich neue solche Be- 25 ziehungen konstituieren, obschon Beziehungen, die einer anderen Sphare angehoeren. Wir schatzen als angenehm und unangenehm, als gut und schlecht, wir greifen handelnd in die Welt ein usw.

Book 17

Was wir heute in unserem pragnanten Sinne Wissenschaft nennen, ist nicht Wissenschaft im historisch altesten Sinne einer 5 naiv geradehin sich vollziehenden Auswirkung der theoretischen Vernunft. Nur noch in einem laxen Sinne nennen wir die Philo- sophien der vorplatonischen Epoche, nennen wir ahnliche Kultur- gestaltungen anderer Volker und Zeit en Wissenschaften. Nur als Vorformen, Vorstufen der Wissenschaft lassen wir sie gelten. 10 Wissenschaft in einem neuen Sinne erwachst zunachst aus der platonischen Begriindung der Logik, als einer Statte der Erforschung der Wesenserfordernisse "echten" Wissens und "echter" Wissenschaft und damit der Herausstellung von Nor- men, denen gemaB eine bewuBt auf durchgangige Normgerech- 15 tigkeit abzielende Wissenschaft, eine ihre Methode und Theorie bewuBt rechtfertigende aufgebaut werden konne. Der Intention nach ist diese logische Rechtfertigung durchaus eine solche aus reinen Prinzipien. Wissenschaft im p I at 0 n i s c hen Sinne will also nicht mehr bloB naive Betatigung aus rein theoretischem 20 Interesse sein. Jeden Schritt, den sie tut, beansprucht sie auch prinzipiell in seiner Echtheit, in seiner notwendigen Giiltigkeit zu rechtfertigen. Also der urspriingliche Sinn ist dabei der, daB prin- zipielle logische Einsicht, die aus der reinen Idee moglicl}. er Erkenntnis und Erkenntnismethode iiberhaupt geschOpfte, der 25 faktisch betatigten Methode und faktischen Wissenschaftsge- staltung vorangeht und sie praktisch leitet, nicht aber, daB das Faktum einer irgendwie in Naivitat erwachsenen Methode und Wissenschaft sich als Norm ausgeben diirfte, urn wissenschaft- liches Leisten rechtmaBig zu gestalten.