Book 94

Zu Beginn des Internetzeitalters ubertrafen sich Medien und Unternehmensberater darin, die positiven Effekte der Internettechnologie zu preisen. Unternehmen, die webbasierte Systeme fur die zwischenbetrieblichen Kommunikation - kurz: E-Business - einsetzten, wurden enorme Effizienzsteigerungen und Kostensenkungen in Aussicht gestellt. Doch die Praxis zeigte rasch, dass E-Business immer auch erhebliche und haufig riskante Investitionen voraussetzt, dass eingespielte betriebliche Ablaufe voellig neu strukturiert werden mussen und dass viele Unternehmen keineswegs aus freien Stucken E-Business nutzen. Am Beispiel der Automobilzulieferindustrie untersucht der Autor die Ursachen der Verbreitung von E-Business-Systemen. Im Lichte verschiedener Theorieansatze der Organisationsforschung und auf Basis eines fur die Branche reprasentativen Datensatzes geht Hertwig systematisch den Motiven und Grunden nach, auf denen die Innovationsentscheidungen der Unternehmen beruhten. Auf verschiedene Weise zeigt sich dabei, dass die Zulieferer keineswegs immer so rational und effizient agieren, wie gemeinhin fur Unternehmen in einer vom Kostendruck des globalen Wettbewerbs gepragten Branche wie der Autoindustrie angenommen wird.

Book 122

Seit einigen Jahren ziehen "Andere Vertretungsorgane" (AVOs) als Formen betrieblicher Kollektivvertretung, die keine Betriebsrate sind, verstarkt oeffentliches und wissenschaftliches Interesse auf sich. Reprasentative Umfragen sprechen davon, dass bis zu einem Funftel aller privatwirtschaftlichen Betriebe ein AVO, jedoch nur ein Zehntel einen Betriebsrat besitzt. Das wirft die Frage auf, was sich hinter diesem vermeintlich neuen Phanomen verbirgt. Sind AVOs Konkurrenten des Betriebsrats, befoerdern sie gar die Erosion der in der Betriebsverfassung garantierten Beteiligungsrechte? Oder handelt es sich um eher weiche Formen der Mitarbeiterbeteiligung, die z.B. Gruppenarbeitsmodellen ahneln? Hertwig untersucht in diesem Buch auf Basis von Betriebsfallstudien Formen, Entstehungsgrunde, Funktionen und Arbeitsweisen von AVOs sowie deren Erfolge bei der Vertretung von Belegschaftsinteressen. Er identifiziert zwei Muster von AVOs, die einer je eigenen Beteiligungslogik folgen: Einige AVOs sind von der Geschaftsleitung initiierte "Instrumente im Leistungsprozess"; andere lassen sich als "Beteiligungsalternativen" beschreiben, die zum Teil auch der Vermeidung von Betriebsraten dienen.