Viele Sozialphilosophen und Ethiker behaupten, dass eine moderne Gesellschaft nicht allein durch allseitige Befolgung ihrer Regeln stabil bleiben kann. Prominente Theoretiker wie J. Habermas, J. Rawls, D. Gauthier oder R. Rorty vertreten die Ansicht, dass die Burger einer modernen Gesellschaft uber zusatzliche anthropologische Eigenschaften verfugen mussen, die hier als moralische Mehrwerte bezeichnet werden. Beispiele sind Werte und Tugenden, eine rationale Motivation oder ein funktionierender Gerechtigkeitssinn.Christoph Lutge untersucht die Tragfahigkeit dieser moralischen Mehrwerte im Zeitalter der Globalisierung. Die Frage ist zum einen, ob moralische Mehrwerte hinreichend sind, d.h. ob sie gegen Erosion durch systematische (Fehl-) Anreize gefeit sind. Zum anderen wird untersucht, ob moralische Mehrwerte fur gesellschaftliche Stabilitat notwendig sind. Beide Fragen werden letztlich verneint. Keine der untersuchten anthropologischen Eigenschaften kann damit die Grundlage fur Normativitat in der globalisierten Welt abgeben.Diesem zunachst negativen Ergebnis stellt Christoph Lutge jedoch ein positives zur Seite: Der Ansatz der Ordnungsethik baut fur die Stabilitat von Gesellschaften nicht auf Eigenschaften von Menschen, sondern auf Merkmale von Situationen und deren Rahmenbedingungen (Ordnungen). Er liefert damit die Grundlage fur eine nicht-anthropologisch begrundete Normativitat, die voraussetzungsarmer ist und im Zeitalter der Globalisierung eher auf kulturubergreifende Zustimmung rechnen kann.
- ISBN13 9783161494086
- Publish Date 22 November 2007
- Publish Status Active
- Publish Country DE
- Imprint JCB Mohr (Paul Siebeck)
- Format Hardcover
- Pages 304
- Language German