Mit diesem Buch habe ich zum ersten Mal zu einem Werk von Kai Meyer gegriffen. Die Seiten der Welt ist ein Buch über Bücher und eine Welt, die sich mit der Magie der Bibliomantik beschäftigt. Nachdem ich den Klappentext gelesen hatte und auch vom Cover sehr angetan war, wusste ich, dass ich dieses Buch unbedingt lesen musste.
Meinung
Nach anfänglichen Schwierigkeiten in die Handlung zu finden, da sie mir zu tröpfelnd und ein wenig verwirrend erschien, ging es dann rasend schnell weiter. Teilweise war die Energie des Buches so aufgeladen, dass einige emotionale Aspekte für mich zu schnell abgehandelt wurden, von denen ich mir mehr Spielraum gewünscht hätte. Doch in jedem Fall ist zu sagen, dass der Titel des Buches sehr passend ist. Als
Die Charaktere waren zwar ganz gut ausgeleuchtet, doch hatten sie viel ungenutztes Potenzial, was dazu führte, dass ich mich nur anhand meiner Notizen zum Buch an die andere Namen, außer dem von Furia, erinnern kann. Und an ihren Namen erinnere ich mich auch nur, weil ich ihn so furchtbar finde, denn er erinnert mich immer an das Wort Furie. Gut, Furia hat sich teils auch wie eine Furie benommen, so jedenfalls mein Eindruck. Wie ihr erkennt, bin ich mit ihr auch nach Ende des Buches nicht richtig warm geworden.
Was wohl auch daran liegen könnte, dass Kai Meyer mich als Leserin vor viele vollendete Tatsachen gestellt hat ohne weitere Erklärungen, und dann sofort weiter sprintete. So waren viele Vorgänge der Bibliomantik für mich nicht nachzuvollziehen und ich hatte kurz vor Schluss fast die Lust am Buch verloren. Doch dann glänzt der Autor mit eins, zwei Twists, die ich nicht habe kommen sehen und die mir Lust auf die Fortsetzungen gemacht haben.
Das mag jetzt alles sehr negativ klingen, doch das Buch war auch super interessant. Kai Meyers Idee um die Magie der Bibliomantik fand ich wahnsinnig spannend und ich hoffe, dass sich diese wundervolle Welt in den Folgebänden noch weiter entwickelt. Von Libropolis, einer versteckte Bücherstadt mitten in London, hatte ich mir aber auch ein wenig mehr Gemütlichkeit und Wärme vorgestellt. Doch hier zeigt Kai Meyer, dass auch das Fantasywelten vor Unterdrückung und Diskriminierung keinen Halt machen. Mir hat gefallen, wie Furia, trotz einer anderen Erziehung ihre Vorurteile beiseite legt und mit Nicht-Bibliomanten und Exlibris zusammen arbeitet und langsam aber sicher entstehen Freundschaften.
Handlung
Die 15-jährige Furia Salamandra Faerfax lebt mit ihrem jüngeren Bruder Pip und ihrem Vater, Tiberius Fairfax, auf einem großen und sehr abgelegenen Landsitz in England. Aufgrund der familiären Geschichte müssen sie sich vor der Adamitischen Akademie verstecken und führen daher ein sehr abgeschiedenes Leben.
Furias Vater ist ein Bibliomant. Mit seinem Seelenbuch kann er aufgrund der Buchmagie phantastische Dinge bewirken, aber auch eine große Macht ausüben. Da Furia die Gabe von ihm geerbt hat ist sie stets und ständig auf der Such nach ihrem Seelenbuch und dafür begibt sich sie auch immer wieder heimlich in die riesige, nicht enden wollende Bibliothek in den Katakomben des Anwesens. Da die Bibliothek viele Geheimnis bewahrt und wie ein unterirdisches Labyrinth aufgebaut ist, hat Tiberius ihr verboten, die Örtlichkeiten allein aufzusuchen.
Die Korridore waren so eng, dass Furia selbst auf dem Hauptweg oft seitlich gehen musste, weil sie sonst mit den Schultern zwischen den prallgefüllten Regalen stecken geblieben wäre. Der Buchduft sättigte die trockene Luft, und wenn ein unerwarteter Windstoß durch die Gänge fuhr, trug er nur die Gerüche der Folianten heran und manchmal ferne Stimmen, die vielleicht einzig in ihrer Phantasie existieren.
Kai Meyer – Die Seiten der Welt (S.16)
Nach dem Tod von Furias Mutter verschließt sich ihr Vater immer mehr und widmet sich nur noch seiner bibliomantischen Arbeit, die Zerstörung der Leeren Bücher und er will, dass Furia so viel lernt, wie nur möglich. Dabei vernachlässigt er den kleinen Pip, der eben auch keine magischen Fähigkeiten hat und sich hinter Clowns Make-up versteckt, aber sehr viel Aufmerksamkeit von Furia erfährt.
Bis hierher ist das Buch noch sehr ruhig, doch als die Umgarnte, eine bibliomantische Auftragskillerin, nach einem schiefgegangenen Sprung durch die Bücher von Furia und ihrem Vater, auf deren Landsitz auftaucht, nimmt die Geschwindigkeit des Buches so schnell zu, dass ich den einzelnen Ereignissen, um sie alle richtig aufzunehmen, fast schon hinterher hetzen musste. Auf ihrer Flucht muss sie geliebte Menschen zurücklassen, doch schnell findet sie Verbündete. Die Tatsache, dass Furia wirklich viel von ihrem Vater über die Bibliomantik und die Buchmagie gelernt hat, hat er sich doch auch in vielen Bereichen arg im Dunklen gelassen. Diese Unwissenheit fällt ihr leider öfter, als ihr lieb ist auf die Füße, wodurch sie trotz ihrer inneren Stärke auch sehr naiv daherkommt.
Beeindruckt hat mich die wirklich sehr bildliche Darstellung der Bücherstadt Libropolis. Ich konnte all die kleinen Buchläden und Antiquaren regelrecht vor mir sehen, auch die geheimen Untergrundgänge. In dieser, man könnte sagen, bibliomantischen Hauptstadt, die sich mitten in London versteckt, trifft Furia auf Cat, die sich ihren Lebensunterhalt durch kleine Gaunereien und Diebstähle verdingt. Zusammen und mit der Unterstützung von Cats Freund, Finnian, begeben sie sich auf ein gefährliches aber auch interessantes Abenteuer, um Furias Bruder aus der Hand der Umgarnten zu befreien.
Cat und Finnian waren mir alles in allem um einiges sympathischer als Furia selbst, die mich mit ihrer teils arroganten Art immer wieder die Augen rollen ließ. Auch fehlten mir im gesamten Buch die Emotionen. Ich hab nie wirklich mit Furia mitfühlen können, denn es wird wenig über ihre Gefühle der Gesamtsituation erzählt. Was ich persönlich sehr schade fand. Ich hoffe, dass ich über alle Figuren in den nächsten Bänden mehr erfahren werden, dass es alles ein bisschen persönlicher und emotionaler wird.
Aber noch viel wichtiger, was ich bisher nicht angesprochen habe, möchte ich wissen, wie es mit Furias Freund, der 200 Jahre in der Vergangenheit lebt, und mit dem sie über ein magisches Buch kommuniziert, weitergeht.
Fazit
Aufgrund der tollen Idee rundum die Bibliomantik, die Buchmagie und einen sich entfaltenden Kampf um Gerechtigkeit und Freiheit, konnte mich das Buch auch bei all der negativen Kritik überzeugen. Mit der Hoffnung auf mehr Emotionen und tiefere Einblicke in die Figuren und die gesamte Geschichte werde ich auch zum nächsten Band greifen.
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