Book 111

Die Theoretiker des Postmodernismus verweisen mit Beharrlichkeit darauf, dass die Kultur unserer Tage augenfallige UEbereinstimmungen mit den mittelalterlichen Lebens- und Denkformen aufweist. In diesem Zusammenhang wird das Phanomen der russischen Orthodoxie Jurodstvo (Heilige Narrheit, Narrheit in Christo) untersucht und als ein kulturhistorisches Instrument entwickelt, das mittelalterliche Froemmigkeitstypen ebenso wie postmoderne asthetische Protestformen erschliessen kann. Jurodstvo wird auf die Fahigkeit untersucht, inwieweit es die kulturelle Signifikanz aktualisieren und sich in Bereiche hineinstilisieren kann, die ausserhalb des Religioesen liegen. Das im Buch vorgenommene interdisziplinare Vorgehen, ein zum Klassiker avanciertes literarisches Werk mit der Performance-Kunst zu vergleichen, erklart sich aus der Tatsache, dass Jurodstvo zwei Aspekte aufweist: einen visuellen, theatralischen und einen unsichtbaren, narrativen.