Book 222

Vom Kloster Reichenau, einem der Zentren fur Kunst und Liturgie im Mittelalter, sind nur wenige Musikhandschriften erhalten. Ausgehend von einer dieser Quellen - dem Nachtragsteil des Antiphonars Karlsruhe, BLB, Aug. perg. 60 von 1516 - werden Text und Musik von Heiligenoffizien untersucht. Ein Vergleich mit Rheinauer und Einsiedler Handschriften ermoeglicht einen Einblick in Techniken der Text- und Musikbehandlung. Gemeinsamkeiten zwischen den verschiedenen Quellen weisen die Reichenauer Offizien dem gangigen Standard zu, Unterschiede zeigen aber auch eine gewisse Selbstandigkeit des Inselrepertoires. Die Untersuchungsergebnisse deuten darauf hin, dass Bern von Reichenau (1008-48) - entgegen der These von Anselm Schubiger - nicht der Verfasser des Meinrads-Offiziums ist.