Perspektiven der Ethik
1 primary work
Book 10
Anerkennung gilt als einer der Schlusselbegriffe fur eine tragfahige Beschreibung menschlicher Lebensvollzuge. Antworten auf die Fragen, wer wir sind, wer reden darf und wessen Stimme Gehoer findet oder aber wem unter welchen Voraussetzungen welche Rechte zuzugestehen sind, gelten als Ergebnis der Aushandlung von Anerkennungsprozessen. Zugleich lasst sich am Phanomen psychischer Devianz paradigmatisch zeigen, wie fragil und mitunter prekar Anerkennungsvollzuge sind. Gewissermassen als Lackmustest fur die Belastbarkeit einer Theorie der Anerkennung geht Matthias Braun der Frage nach, wie sich das Verhaltnis von Anerkennung und der Anwendung von Zwang zum Wohle anderer denken lasst. Dabei zeigt er auf, wie fundamental sich die Verletzbarkeit leiblicher Selbstbezuge in die Aushandlung von Geltungsanspruchen einschreibt. Die theoretischen UEberlegungen werden dabei dem Ansatz einer konkreten Ethik folgend darauf hin befragt, welche ethischen und rechtlichen Orientierungsmarker sich fur die Anwendung von Zwang im Umgang mit psychischer Devianz finden lassen.