Historische Diskursanalyse der Literatur
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Die Massnahmen, mit denen Flucht- und Wanderungsbewegungen in der 20er Jahren eine neue Verortung erfahren, reichen von der statistischen Erfassung uber pass- und Visumsbeschrankungen bis hin zur "Konzentration" in Internierungslagern. Die Rekonstruktion der diskursiven Prozesse in Wissenschaft, Politik und Medien macht erkennbar, wie in diesem Feld politische und kulturelle Dispositionen entstehen, die sich in den 30er und 40er Jahren verhangnisvoll auswirken. Mit der symbolischen Konstruktion des Nomadischen und seiner Verwerfung stabilisiert sich jene Symbolik der Krise, die die Weimarer Republik mehr oder weniger kontinuierlich durchzog und als Katalysator des Antisemitismus funktionieren konnte. Exemplarische Analysen zeigen, dass auch die Literatur in je spezifischer Weise auf die diskursive Konstellation der Wanderungsbewegungen Bezug nimmt - von unterschiedlichen Figurationen antinomadischer Wanderer bis hin zu J. Roths "Text-Raumen des Nomadischen" und S. Kracauers Asthetik der "Zerstreuung".