Book 4

Zwei der bedeutendsten um im Folgenden besonders einflussreichen Hoerer des Religionsphilosophen und Theologen Ernst Troeltsch aus der Heidelberger Zeit, die Dichterin Gertrud von le Fort (1876-1971) und der Theologe Friedrich Gogarten (1887-1967), die sich 1911/12 begegnet waren, traten nach drei Jahren in einen zunehmend vertrauensvollen Briefwechsel und eine familiare Beziehung zueinander. Ihre Korrespondenz reicht uber die Kriegszeit, krisenhafte Kirchenzustande und die Verhaltnisse im untergehenden Kaiserreich mit allen Facetten der Not und Orientierungslosigkeit hin zu den Anstrengungen theoretischer und religioeser Neugestaltung.
Wahrend le Fort bis zu Troeltschs Tod und daruber hinaus in geistig enger Beziehung zu dem pragenden Lehrer blieb, versuchte Gogarten im Umgang mit Schweizer Freunden die neuen Wege der sog. 'dialektischen` Theologie mitzubestimmen, auch mit Buber und Guardini in Beziehung zu kommen. Die Dichterin trat mit rasch von der katholischen OEffentlichkeit rezipierten 'Hymnen an die Kirche` (1924) hervor und arbeitete gleichzeitig nachdrucklich an der Edition von Troeltschs 'Glaubenslehre` (1925). Als sie 1926 konvertierte, schien der Briefverkehr zu erloeschen. In ihm, wie in den beigegebenen Texten bildet sich subtil und eindrucklich ein dramatisches und erregendes Zeitgeschehen im uberschaubaren Feld reflexiver Subjektivitat ab.