Book 313

Untersuchungen zum Einstellungswandel angehender Lehrer kamen in den 70er Jahren zumeist zu folgendem Ergebnis: emanzipatorisch - liberale Erziehungseinstellungen wahrend des Studiums, konservativer Ruckschwung mit Beginn der Berufstatigkeit. Praxisschockerlebnisse - so die gangige Interpretation - sollten hierfur verantwortlich sein. An einer empirischen Panelstudie (Studenten) und zwei kontextuellen Querschnitten (Lehrer und Hochschullehrer) belegt die Arbeit, dass Einstellungswandel als Aspekt beruflicher Sozialisation angehender Lehrer von komplexerer Struktur und Dynamik ist: Studentischer Einstellungswandel verlauft heterogen; bereits in Praxisphasen des Studiums werden Erziehungseinstellungen in zweifacher Richtung verandert, entweder in konservativer oder in entgegengesetzter, emanzipatorisch - liberaler Richtung. Diese Polarisierung ist ein Effekt segregierter Einstellungsmilieus der durch die Reprasentanten von Hochschulen und Schulen gebildeten Bezugsgruppen und steht weniger im Zusammenhang mit Praxisschockerlebnissen, sondern starker im Kontext akzeptierter Einstellungsvorbilder. Konformitat mit den Einstellungen der - konservativeren - Bezugsgruppen zeigt sich bei dem uberwiegenden Teil der Lehramtsstudenten bereits an der Hochschule. Liberale Erziehungseinstellungen dagegen markieren auch an den Universitaten eher eine Minderheitsposition."