Lehrbuch Der Physiologie
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Lehrbuch Der Physiologie in Zusammenhangenden Einzeldarstellungen
by Otto F Ranke and H Lullies
Published 1 January 1953
Am Ende des vorigen Jahrhunderts hat die Physiologie des Gesichtssinnes nicht nur durch die Erfindung des Augenspiegels, sondern besonders auch durch die breite Basis der Fortschritte der Photographie einen schnellen Aufschwung erlebt. Eine ahnliche Lage ist in den letzten 30 Jahren auf dem Gebiete der Akustik durch das allgemeine Interesse der Technik an Rundfunk, Schallplatte und Bandtongerat entstanden und ist sowohl der Physiologie des Gehorsinnes, wie auch der Physiologie der Stimme und Sprache zugute gekommen. Und wahrend in unserer Studentenzeit die Physiologie des Gehors noch unter der "Oberschrift "Hortheorien" abgehandelt wurde, hat uns die moderne Elektroakustik nicht nur MeBverfahren, sondern durch die Entdeckung von FORBES, MILLER und Mitarbeitern im Reizfolgestrom ein Untersuchungsobjekt beschert, dessen Ein- bau in die Physiologie des Gehors erlaubte, unser Wissen vom Gehorsinn in den letzten Jahren gewaltig zu fordern. Unsere Kenntnisse an Einzelheiten vom Reiz bis zu den hochsten Zentren gehen jetzt auf dem Gebiet des Gehors iiber das hinaus, was an Entsprechendem auf dem Gebiet des Gesichtssinnes be- kannt ist. 1m englischen Sprachkreis liegt das ausgezeichnete Buch "Hearing" von STEVENS und DAVIS vor, das unter reichlicher Verwendung dieser Erkenntnisse eine ganz neue Sicht der Physiologie des Gehors erlaubt. 1m deutschen Sprach- kreis fehlt aber noch immer eine zusammenfassende Darstellung, so daB wir es dankbar begriiBt haben, durch Herausgeber und Verlag die Moglichkeit zu einer Ausfiillung dieser Liicke erhalten zu haben. Die Physiologie des Gehors erfordert mehr mathematische Unterlagen als andere Teilgebiete der Physiologie.
Das vorliegende Buch ist die Frucht einer mehl'jahrigen Zusammenarbeit auf dem Gebiet der praktischen Ernahrung und der DurchfUhrung experimenteller Untersuchungen in engster Fiihlungnahme miteinander. 1m Verlaufe unserer Beschiiftigung mit Ernahrungsfragen haben wir es oft als einen groBen Mangel empfunden, daB im deutschen Sprachgebiet kein Buch existierte, das unter aus- giebigster Vermittlung des vorliegenden experimentellen Materials und der Er- fahrungen, verbunden mit einer brauchbaren Belegung durch Literaturzitate, es dem Leser ermoglicht, eine eigene Stellungnahme zu den Problem en der Er- nahrung zu beziehen. So kam die Aufforderung des Verlages unseren eigenen Wiinschen entgegen. In unserem Buche haben wir auf allgemeine Redewendungen verzichtet, haben unsere persanliche Meinung als solche gekennzeichnet und uns im iibrigen bemiiht, alles Gesagte durch MaB und Zahl zu" belegen. GroBe Sorgfalt haben ir darauf verwendet, ein weit in del' Literatur verstreutes Zahlenm!1terial zu S!1m- meln und es dem Leser durch unsere Tabellen leicht zuganglich zu machen. Weiterhin haben wir groBen Wert auf Belegung aller Daten mit Literaturhin- weisen gelegt, wobei wir insbesondere die neuere und neueste Literatur beriick- sichtigt haben und beziiglich del' alteren auf gute zusammenfassende Darstel- lungen verweisen. Dem Leser ist es dadurch leicht gemacht, durch eigenes Studiulll der Quellen seine Kenntnisse zu vertiefen, wo wir im Interesse einer knappen Darstellung die Probleme nur kurz behandeln konnten. Unser Buch ist daher mehr als ein Lehrbuch und wird vermutlich vielen, die sich mit theoretischen oder praktischen Dingen der Ernahrung beschiiftigen, als Nachschlagewerk von Nutzen sein.
Es ist ein Wagnis, gegenwartig ein Lehr buch des intermediaren Stoffwechsels zu verfassen, da das Gebiet auBerordentlich stark im FluB ist und tagtaglich neue wesentliche Befunde mitgeteilt werden. Die Moglichkeit, mit Isotopen zu arbeiten, die Verfeinerung der analytischen Methoden, die Lokalisierbarkeit der Stoffwechselprozesse an den morphologischen Elementen der Zelle haben der Stoffwechselforschung machtige Impulse gegeben. Wenn ich mich trotz aller Schwierigkeiten dazu entschlossen habe, ein Lehrbuch uber den intermediaren Stoffwechsel zu schreiben, so bewegt mich in erster Linie hierzu der Umstand, daB es im deutschen Sprachgebiet keine neuere Monographie uber den inter- mediaren Stoffwechsel gibt, was sich nicht nur storend im Unterricht auswirkt, sondern auch vielen Bearbeitern medizinischer und biologischer Fragen das Arbeiten auBerordentlich erschwert. Zur Abfassung des vorliegenden Buches wurde ich auBerdem noch dadurch ermutigt, daB sich trotz der standig anwach- senden Zahl der einzelnen Befunde doch deutlich groBere Linien abzuzeichnen beginnen, die es erlauben, die Einzeltatsachen in ubergeordnete Zusammenhange einzugliedern. Nicht das unwichtigste Ergebnis der Stoffwechselforschung ist die Fest- stellung, daB die Grundprinzipien des Stoffwechsels bei allen Lebewesen dieselben sind. Wenn U nterschiede in Einzelprozessen des intermediaren Stoffwechsels zwischen verschiedenen Lebewesen auftreten, so ergeben sie sich als Folge einer Differenzierung und Spezialisierung der Zelleistung, Ausbildung besonderer Or- gane und dergleichen. Das vorliegende Buch solI in erster Linie den Stoffwechsel des Menschen bzw. der hoheren Tiere schildern. Die Verhaltnisse bei niedereren Organismen sind nur dann berucksichtigt, wenn sie als einfache Modelle das kompliziertere Geschehen im hoheren Organismus beleuchten.