Book 102

Das neue Entgeltrahmenabkommen (ERA) in der Metall- und Elektroindustrie orientiert auf einheitliche Eingruppierungs-Kriterien fur alle Beschaftigten. Damit dringen leistungsbezogene Elemente des Entgelts - bisher eine Domane des Arbeiterbereichs - nun auch in den Angestelltensektor vor, und die Leistungsbedingungen von Angestellten werden prinzipiell der Mitbestimmung durch Betriebsrate und Gewerkschaften zuganglich. Dieses Buch beschreibt auf der Basis einer empirischen Studie den konfliktreichen Verlauf der ERA-Einfuhrung und die Problemstellungen und Potenziale, die sich mit der Neugestaltung von Leistungsentgelten bei Angestellten ergeben. Im Mittelpunkt stehen dabei die Interessen, Erwartungen und Strategien aller beteiligten Akteure vor dem Hintergrund genereller Entwicklungstendenzen der Leistungspolitik. Der ERA-Umsetzungsprozess macht deutlich, welche grundsatzlichen Fragen dabei politisch akut werden: Wie eigentlich Leistung zu bestimmen ist, wenn nur mehr der Markterfolg und nicht mehr der Arbeitsaufwand zahlt; wie Leistung zu regulieren ist, wenn die Beschaftigten sich selbst rationalisieren (mussen). Das Buch benennt Ansatzpunkte fur eine neue Leistungspolitik, die auf diese Herausforderungen antwortet.

Book 154

Arbeitnehmerbeteiligung und Mitbestimmung werden in politischen, wirtschafts- und zum Teil auch sozialwissenschaftlichen Debatten nicht selten als Innovationshindernisse angesehen, weil sie der "schoepferischen Zerstoerung" im Wege stunden, in der Innovation nach verbreiteter Auffassung vor allem besteht. Diese Untersuchung nimmt einen anderen Blickwinkel ein und stellt auf die konstruktive Seite von Innovation ab. Wo Innovation strategisch verfolgt wird, muss es Ressourcen geben, die das Neue hervorbringen koennen. Das sind vor allem Kompetenzen und Engagement von Beschaftigten und deren Fahigkeit und Bereitschaft, diese in das stets ungewisse Geschaft von Innovation einzubringen. Dabei sind Spielregeln erforderlich, an denen sich alle Beteiligten orientieren koennen. Auf der Grundlage von Fallstudien zur Arbeit an Produktinnovationen in Chemie-, Pharma- und Metallbetrieben zeigen die Autoren, dass und wie Mitbestimmung gerade auch angesichts verstarkter Finanzialisierungsstrategien von Unternehmen zur Etablierung und Aufrechterhaltung innovationsfoerderlicher Spielregeln beitragen kann. Deutlich wird auch, dass Mitbestimmung im Zusammenhang mit Innovationsarbeitern mit besonderen Anspruchen konfrontiert ist.

Book 173

Die nun vorliegende zweite, durchgesehene und um ein Nachwort erganzte Auflage des Bandes zeigt, dass Gerechtigkeits- und Rationalitatsanspruche von Beschaftigten an Erwerbsarbeit vielfaltig und tief im Erfahrungskontext von Arbeit und Betrieb verwurzelt sind. Auf Basis einer breit angelegten qualitativ-empirischen Untersuchung in Dienstleistungs- und Industrieunternehmen zeigen die Autoren, wie solche Anspruche eine permanente Bewertungs- und Vergleichsarbeit der Beschaftigten anleiten und welche Legitimationsprobleme und Gerechtigkeitskonflikte dadurch entstehen koennen. Das Anspruchsspektrum umfasst moralische Erwartungen an Leistungsgerechtigkeit, Beteiligung, Selbstverwirklichung, Fursorge und Wurde, die sich mit technisch-funktionalen, burokratischen und oekonomischen Rationalitatsanspruchen verbinden. Die typischen Anspruchsmuster haben wenig mit dem "neuen Geist des Kapitalismus" oder einem neoliberalen Ich-Unternehmertum zu tun, sondern belegen Nachhaltigkeit wie Irritation von Arbeitsnormen, die sich im Horizont von Normalarbeitsverhaltnis und Berufsethos bewegen. Bei Anspruchsverletzungen kann es zu Legitimitatskrisen und interessenpolitischer Aktivierung kommen. Zugleich finden sich Anzeichen der De-Legitimierung: normative Erwartungen an Erwerbsarbeit werden zuruckgenommen.