Book 55

Die Rede vom "Angesicht JHWHs" nimmt in den biblischen Texten eine zentrale Stelle ein. JHWH kann sein Angesicht "leuchten" lassen, und man begehrt die "Schau" dieses Angesichts als eine heilvolle Erfahrung der Gottesnahe. Andererseits bedeutet die "Verbergung" des goettlichen Angesichts das Abgeschnittensein von der goettlichen Zuwendung. Verweisen solche Aussagen in den Psalmen und auch in anderen Bereichen des Alten Testaments auf einen festen Zusammenhang von Vorstellungen? Der primare Hintergrund der Aussagen vom "Angesicht JHWHs" ist sehr wahrscheinlich im Zusammenhang der Symbolik der 'offiziellen' Religion des vorexilischen und nachexilischen Jerusalemer Kultes zu suchen. Friedhelm Hartenstein fragt nach den Bedeutungen und Funktionen der Aussagen vom "Angesicht JHWHs" und der damit verbundenen Audienzvorstellung und untersucht, was religionsgeschichtliche Quellen des Alten Orients zu deren Erhellung beitragen. Dabei beschaftigt er sich auch mit dem altorientalischen und antiken Konzept vom 'Koerper' der Gottheiten sowie mit der Eigenart von dessen visueller Reprasentation.