Book 25

Seit ihrem Entstehen hat sich die Psychoanalyse fur die Literatur interessiert, und zwar sowohl unter inhaltlichen als auch unter strukturellen Gesichtspunkten. Nichtsdestotrotz blieb das Verhaltnis hierarchischer Natur, wobei die Literatur in aller Regel auf der Couch Platz nahm. In der vorliegenden Studie wird das hierarchische Verhaltnis aufgebrochen. Auf der einen Seite soll eine unbewusste Entwicklung des Textes aufgezeigt werden, auf der anderen Seite beleuchtet er zentrale Begriffe im Spatwerk Freuds wie den 'Wiederholungszwang' und den 'Todestrieb'. Dies geschieht nicht zuletzt unter Ruckgriff auf neuere psychoanalytische Ansatze (Lacan) wie auch auf neuere Literaturtheorie (Dekonstruktivismus)."

Book 36

Krisenliteratur

by Thomas Fechner-Smarsly

Published 1 October 1996
Die originare Gattung der islandischen Sagas ist gepragt von Konflikten, deren teils friedliche, teils gewalttatige Losung ein vordringliches Thema ihres Erzahlens darstellt. Die Untersuchung fragt danach, ob und wie im narrativen Ablauf Symptome einer gesellschaftlichen Krisensituation unterschwellig thematisiert, also im doppelten Sinne des Wortes -zur Sprache gebracht- werden. Anhand der Lekturepraxis Paul de Mans, einer dekonstruktivistischen Fortsetzung des "close reading," werden die latenten Widerspruche der Gesellschaft als Ambivalenzen auch und gerade des Erzahlens markiert. Darin zeigt sich exemplarisch die Ambivalenz von Literatur auch in einem so eng umgrenzten Bereich wie dem nordischen Mittelalter: einen Wirklichkeitssinn und eine Moglichkeitsform zugleich zu besitzen. Es geht um Literatur als imaginative Durcharbeitung von Konflikten, als ein kollektives imaginares Gedachtnis."