Book 233

Die -psychogenetische Geschichte der Kindheit- von L. de Mause beruht einerseits auf der Theorie der Psychoanalyse, andererseits auf dem Studium historischer Quellen (-Psychohistorie-). In der vorliegenden Arbeit wurden einige dieser Quellen daraufhin untersucht, ob ihnen die von de Mause behauptete Beweiskraft zukommt. Erkenntnisleitendes Interesse ist dabei vor allem eine Uberprufung der an den psychoanalytischen Begriffen -Projektion-, -Umkehrreaktion-, -Empathie- gewonnenen Theorie einer -Evolution der Kindheit-."

Book 381

In dieser Arbeit wird versucht, die Theorien von John Bowlby uber angeborene Verhaltenssysteme von Fursorge und Bindung zwischen Eltern und Kindern und von Michael Balint uber primare Liebe in Einklang zu bringen mit Lloyd de Mause' historisch-empirischer Einschatzung der Geschichte der Kindheit als -Alptraum-. In der Quellendiskussion (Votivmalerei, Grabsteine, mittelalterliche Texte zur Erziehung, Heiligenlegenden) zeigt sich, dass dies moglich ist. Geschichte der Eltern-Kind-Beziehung kann konzeptualisiert werden als sich evolutionar veranderndes Spannungsverhaltnis zwischen Alptraum und primarer Liebe, als zunehmende Chance der Aktualisierung von Verhaltenssystemen der Fursorge und Bindung zwischen Eltern und Kindern."

Book 538

In der vorliegenden Arbeit wird der Einfluss des Christentums auf die Geschichte der Kindheit untersucht. Dabei wird eine durchgangige Ambivalenz deutlich: einer -Nebenlehre- vom -unschuldigen Kind- steht eine -Hauptlehre- von -Sunde, Strafe und Verdammnis- gegenuber. Als unschuldiges erfahrt das Kind grosseren Schutz als in vorchristlicher Zeit; als (erb)sundiges unterliegt es einer Sozialisation, die gegen sein eigenes Selbst gerichtet ist. Dieser widerspruchliche Komplex lasst sich aus der kindheits-historischen Epoche der -Kindesweggabe- verstehen. Im Kontext der psychogenetischen Theorie zur Geschichte der Kindheit ist der Zusammenhang von Kindesweggabe und Christentum als ein evolutionarer Neubeginn im Verhaltnis zur vorausgegangenen Epoche des Kindsmordes zu bewerten. Heute jedoch erscheint die tradierte Form christlicher Sozialisation als unproduktiver Wiederholungszwang."

Book 592

Die beiden hier veroffentlichten Arbeiten nehmen die psychohistorische These einer -Evolution der Kindheit- auf. Die Arbeit von Annette Klomann legt die Vermutung nahe, dass sich in der weiten Verbreitung der Problematik -unerwunschtes Kind- moglicherweise der Alptraum Geschichte der Kindheit (Lloyd de Mause) auch in der Gegenwart fortsetzt und die Chance einer Evolution der Kindheit gefahrdet erscheint. Ein -naturlicher Kinderwunsch- erscheint in dieser Analyse grundsatzlich in Frage gestellt. Im Beitrag von Friedhelm Nyssen wird dann ein quasi naturlicher -genuiner- Kinderwunsch durchaus angenommen. In seiner historischen Analyse erweist sich jedoch, dass in der Geschichte dieser Kinderwunsch infolge des -christlichen Sexualpessimismus- verzerrt wurde."