Die Gattung der Adversus-Judaeos-Literatur gehoert zu den altesten und langlebigsten innerhalb der christlichen Literatur. Gegenstand der Untersuchung sind die fruhesten erhaltenen Gattungsvertreter in deutscher Sprache, die - von einer Ausnahme abgesehen - bisher nicht ediert waren. Obwohl diese Schriften in einer Zeit dramatisch zunehmender, vielerorts katastrophal eskalierender Judenfeindschaft entstanden, sind sie nur in Ausnahmefallen von aggressiver Polemik gepragt. UEberwiegend bestand ihr Zweck nicht in antijudischer Agitation, sondern in der argumentativen Verteidigung christlicher Glaubensvorstellungen gegen judische Einwande. Damit bezeugen diese Texte die Relevanz der judischen Vorstellungen fur die Christen insbesondere laikaler Schichten und widerlegen die Vorstellung, dass die judische Minderheit aufgrund ihrer Diskriminierung keinen nennenswerten Einfluss auf das religioese Denken in einer ansonsten durch und durch christlichen Gesellschaft ausuben konnte. Im ersten Teil der Arbeit werden die Texte im Hinblick auf Quellen und Bearbeitungstendenz untersucht und nach ihrer moeglichen Gebrauchsfunktion innerhalb der christlich-judischen Begegnung befragt. Der zweite Teil bietet eine Edition der drei Judentraktate des anonymen OEsterreichischen Bibelubersetzers.