Historische Wissensforschung Essay
1 primary work
Book 1
Wenn Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler forschen, sind sie immer auch am Schreiben. Ob im Labor oder im Archiv, im Feld oder im Buro, mal formalisierter, mal individuell gepragt, begleiten Aufzeichnungen alle ihre Tatigkeiten. Welche Rolle spielt das Schreiben im Forschungsprozess? Geht es nur darum, schnell eine Literaturstelle festzuhalten oder seine Beobachtungen zu notieren, entlasten diese Schreibereien bloss das Gedachtnis oder leisten sie noch mehr? Mit diesen Fragen beschaftigt sich Christoph Hoffmann in der vorliegenden Monographie. Wie verandert zum Beispiel das Protokollieren von Experimenten die Aufmerksamkeit der Forscherinnen und Forscher, welche neuen Aspekte werden an Forschungsgegenstanden durch den Gebrauch von Tabellen, Listen und Synopsen freigelegt oder was veranstalten Randnotizen mit einem wissenschaftlichen Text? Solche Aspekte von Schriftlichkeit bleiben gewoehnlich unter der Schwelle der Aufmerksamkeit. Sie sind zu selbstverstandlich, als dass man sich davon noch eigens Rechenschaft gibt. Allerdings besitzen einige Wissenschaften ausgefeilte Vorschriften fur die Verschriftung ihrer Gegenstande, die andeuten, dass es keineswegs beliebig ist, wie etwas jeweils vermerkt wird. Nicht nur in diesen Fallen nimmt Schreiben den Charakter eines Verfahrens an, das in den Szenen des Forschens epistemische Effekte zeitigt. Im Schreiben werden nicht nur Dinge bearbeitet, durch Schreiben erhalten sie auch Verfugbarkeit und Form. In welcher Weise sich die untersuchten Probleme im Weiteren zu denken geben, hangt deshalb nicht zuletzt davon ab, wie mit ihnen schreibend umgegangen wird.