Phaenomenologica
3 primary works
Book 83
EINE TRAGODIE: W ALLEN STEINS UND UNSER ALLER BOSER GEIST Descartes zweifelte - selbst an der Wahrheit von Arithmetik und Geometrie: "Equidem non aliam ob causam de iis dubitandum esse . . . judicavi, quam quia veniebat in mentem forte aliquem Deum talem mihi naturam indere potuisse, ut etiam ilia deciperer, quae manifestissima viderentur. Sed quoties haec praeconcepta de summa Dei potentia opinio mihi occurrit, non possum non fateri, siquidem velit, facile illi esse efficere ut errem, etiam in his quae me puto mentis oculis quam evidentissime intueri" "Allerdings aus keinem anderen Grunde urteilte ich . . ., daB daran zu zwei- feln sei, als dem, daB mir in den Sinn kam, vielleicht habe ein Gott mir eine Natur der Art zu geben vermocht, daB ich mich tausche selbst beztiglich dessen, was das Offenkundigste schiene. Doch so oft mir diese vorgefaBte Meinung tiber Gottes hOchste Macht begegnet, kann ich nicht umhin, einzugestehen, es sei ihm ein Leichtes, wenn er nur wolle, zu bewirken, daB ich irre selbst in solchem, was ich mit den Augen des Geistes so evident wie nur m6glich einzusehen meine. " Dann ware die offenkundigste GewiBheit, die hOchste Evidenz - am Ende der entschiedenste Grund zur Vermutung einer voll- kommenen Tauschung. Wie ware das denkbar? Ais v611ig gewil3, ganz offenkundig und vollkommen evident erscheint uns, was sich uns zwingend aufdringt, ganz ohne unser Zutun, v611ig unab- hangig von unserem eigenen Glauben, Meinen und Wollen, ganz- lich unbeeinflul3t, ungefarbt von unserer Subjektivitat.
Book 83
EINE TRAGODIE: W ALLEN STEINS UND UNSER ALLER BOSER GEIST Descartes zweifelte - selbst an der Wahrheit von Arithmetik und Geometrie: "Equidem non aliam ob causam de iis dubitandum esse . . . judicavi, quam quia veniebat in mentem forte aliquem Deum talem mihi naturam indere potuisse, ut etiam ilia deciperer, quae manifestissima viderentur. Sed quoties haec praeconcepta de summa Dei potentia opinio mihi occurrit, non possum non fateri, siquidem velit, facile illi esse efficere ut errem, etiam in his quae me puto mentis oculis quam evidentissime intueri" "Allerdings aus keinem anderen Grunde urteilte ich . . ., daB daran zu zwei- feln sei, als dem, daB mir in den Sinn kam, vielleicht habe ein Gott mir eine Natur der Art zu geben vermocht, daB ich mich tausche selbst beztiglich dessen, was das Offenkundigste schiene. Doch so oft mir diese vorgefaBte Meinung tiber Gottes hOchste Macht begegnet, kann ich nicht umhin, einzugestehen, es sei ihm ein Leichtes, wenn er nur wolle, zu bewirken, daB ich irre selbst in solchem, was ich mit den Augen des Geistes so evident wie nur m6glich einzusehen meine. " Dann ware die offenkundigste GewiBheit, die hOchste Evidenz - am Ende der entschiedenste Grund zur Vermutung einer voll- kommenen Tauschung. Wie ware das denkbar? Ais v611ig gewil3, ganz offenkundig und vollkommen evident erscheint uns, was sich uns zwingend aufdringt, ganz ohne unser Zutun, v611ig unab- hangig von unserem eigenen Glauben, Meinen und Wollen, ganz- lich unbeeinflul3t, ungefarbt von unserer Subjektivitat.
Book 162
Dieses Buch ist vielleicht nicht das Beste, aber vielleicht doch das Ausserste, was ich gegen Ende eines (gewiss nicht nur) philosophischen Lebens noch zu geben ver- mag: einen Hinweis auf die Frage, womit wir uns eigentlich befassen sollten; als eine Frage, die jedermann schon im alltaglichen Leben angeht, und zugleich als die Frage einer ,Philosophie'. Das Allerausserste ware dann ein Versuch, auch diese Frage selber noch zu be- antworten. Einen solchen Versuch habe ich aber langst schon zuvor unternommen: in meinem Entwurf einer Kritik der Grundlagen des Zeitalters (1974). (Die vorliegende Topik nennt nur die Frage, worauf jene ,Kritik' eine Antwort geben wollte.) In einer Abhandlung uber Okonomie und Metaphysik, an der ich noch arbeite, mache ich noch einen wiederholten Versuch, jene Frage nach Moglichkeit noch deutlicher zu beantworten. Bislang habe ich nur vier ,Werke' zustande gebracht: eines uber Das Grundle- gende und das Wesentliche (1965), von dem ich bis heute noch zehre, die erwahnte Kritik der Grundlagen des Zeitalters, eine Tragik (2001) und die vorliegende Topik. (Der Rest sind nur Aufsatzsammlungen, Vorlesungen, Editionen und Ubersetzun- gen.)
Doch habe ich (nebst dem oben erwahnten noch in Arbeit befindlichen Ver- such uber ,Okonomie und Metaphysik') noch zwei weitere Werke anzubieten: eine Politik (fur die ich bis heute noch keinen Verleger gefunden habe) und eine in den siebziger Jahren des vorigen Jahrhunderts geschriebene und unvollendet gebliebene Dialektik (die wohl nur nach meinem Tode einer Veroffentlichung fahig ist).
Doch habe ich (nebst dem oben erwahnten noch in Arbeit befindlichen Ver- such uber ,Okonomie und Metaphysik') noch zwei weitere Werke anzubieten: eine Politik (fur die ich bis heute noch keinen Verleger gefunden habe) und eine in den siebziger Jahren des vorigen Jahrhunderts geschriebene und unvollendet gebliebene Dialektik (die wohl nur nach meinem Tode einer Veroffentlichung fahig ist).