Book 2

Vor nunmehr etwa zehn Jahren, als diejenigen Methoden, die man unter dem Namen "Operations Research" zusammenzufassen pflegt, in der deutschen Industrie in stei­ gendem Maße Beachtung fanden, entdeckte ich in einem Katalog deutscher Neuer­ scheinungen ein Buch mit dem Titel "Operationsanalyse (Operations Research)". Der Katalog führte dieses Buch unter der Rubrik "Medizin" auf. Inzwischen hat sich in Deutschland für "Operations Research" die Übersetzung "Unternehmensforschung" durchgesetzt. Das Wort "Unternehmen" kann sich sowohl auf eine militärische Operation als auch auf einen Wirtschaftsbetrieb in der Marktwirt­ schaft beziehen. Tatsächlich sind die taktischen und strategischen Probleme, die mo­ derne Großunternehmen zu lösen haben, militärischen Planungsproblemen nicht un­ ähnlich. Der Begriff "Unternehmensforschung" bringt die Verwandtschaft zwischen militärischen und betrieblichen Planungsproblemen sprachlich zum Ausdruck, die die Anwendung gleicher wissenschaftlicher Planungsinstrumente ermöglicht. II. Die Entwicklung der betrieblichen Planung Der Wirtschaftende versucht wie jeder rationale Mensch, die Zukunft vorausschauend zu erfassen und sich auf die zukünftigen Ereignisse einzustellen. Schon in der Bibel heißt es: "Wer ist aber unter euch, der einen Turm bauen will und sitzt nicht zuvor und überschlägt die Kosten, ob er's habe hinauszuführen?" (Lukas 14, Vers 28). Einige spezifische Momente mußten aber hinzukommen, um jene besondere Ent­ wicklung einzuleiten, die wir als den betrieblichen Planungsprozeß bezeichnen. In der industriellen Revolution des vorigen Jahrhunderts entstanden die komplizierten Mensch-Maschine-Systeme, deren Steuerung die Menschen vor bisher unbekannte Auf­ gaben stellte.

Book 3

Am 6. Juli 1969 eröffnete das "Universitätsseminar der Wirtschaft" (USW) das Zehnwochen-Seminar für Führungskräfte in St. Augustin. Damit ist ein erster Schritt auf dem Wege einer intensiveren Fortbildung von Führungs­ kräften in der deutschen Wirtschaft getan. Alle Beteiligten sind sich darüber einig, daß dieser Schritt ebenso notwendig wie schwierig ist: In Methodik und Inhalt der Fortbildung von Führungskräften der Wirtschaft über einen so langen Zeitraum, in der Zusammenarbeit von Teilnehmern und Lehr­ kräften müssen Experimente gewagt und Erfahrungen gesammelt werden. Oder wie einer der Teilnehmer es formulierte: "Wir sind die Nullserie. Wir sind überzeugt, daß die gewählte Linie richtig ist. Im Styling werden noch Verbesserungen möglich sein." Der vorliegende dritte Band der USW-Schriften für Führungskräfte enthält die Ansprachen, die bei der Eröffnung gehalten wurden, und das Programm für das 1. Zehn wochen-Seminar für Führungskräfte. Die Ansprachen zeigen den langen Weg, der in Deutschland zurückgelegt werden mußte, um zu der großen Aufgabe einer Fortbildung in zehn Wochen vorzustoßen. Sie weisen auf die Grundgedanken hin, von denen die Arbeit im ersten Zehnwochen­ Seminar geleitet wird. Sie formulieren die Hoffnungen und Erwartungen, mit denen die Teilnehmer in dieses erste Zehnwochen-Seminar gingen. Horst AZbach, Walther Busse von CoZbe, Ludwig VaubeZ Inhaltsverzeichnis Seite 9 Einführung Dr. Ludwig Vaubel Unt~mehmensführung im Wandel-Probleme und Aufgaben der Management-Fortbildung . . . . . . . . . . . . . . . . 17 . . . . Professor Dr. Horst AZbach ...... 17 I. Einleitung . . . . . . . . 11. Unternehmensführung als Kombination von Eigenschaft 17 und Wissenschaft ............. .

Das Universitätsseminar der Wirtschaft führt regelmäßig Informations­ tagungen durch, die unter dem Namen "USW-Symposium" einen festen Platz im Programm des USW haben. Aufgabe dieser Informationstagungen ist es, Wissenschaft und Wirtschaft zur Erörterung und womöglich auch zur Klä­ rung aktueller Fragen zusammenzuführen. Das 14. USW-Symposium stand unter dem Titel "Zukunftsprobleme unserer Wirtschaft-Beispiel Pharma-Industrie". Es führte Vertreter der Pharma­ Industrie und Teilnehmer aus anderen Branchen zusammen mit dem Ziel, zu erörtern, ob aktuelle Probleme der Pharma-Industrie über den Bereich dieses Wirtschaftszweiges hinaus allgemeine Bedeutung für die deutsche Wirtschaft haben. Die während der Tagung gehaltenen Vorträge werden hier in zum Teil über­ arbeiteter und der aktuellen Entwicklung angepaßter Form vorgelegt. Die Ergebnisse der Diskussion sind schwerpunktartig am Ende dieses Bandes zusammengefaßt. Vorträge und Diskussionen machten deutlich, daß bei aller Besonderheit der konkreten Erscheinungsformen hinter den Problemen und Lösungsvorschlägen Phänomene von allgemeiner Bedeutung sichtbar wer­ den, die die besondere Aufmerksamkeit aller Bereiche der Wirtschaft ver­ dienen. Hier ist vor allem die Rolle des Staates und die zunehmende Bedeu­ tung seiner dirigistischen Eingriffe in den Markt zu erwähnen. Aber auch Probleme der Sicherung unserer Wettbewerbsordnung und der Aufsicht über den Wettbewerb, die heute mit besonderer Schärfe im Bereich des Pharma­ marktes diskutiert werden, haben eine eigene, weit über diesen Bereich hinausragende Bedeutung.