Book 35

Gewisse Verfasser sagen, wenn sie von ihren Werken sprechen: I\Jein Buch, meine Abhandlung, meine Ge- schichte. Sie taten besser, zu sagen: Unser Buch, unscre Abhandlung, unsere Geschichte, da ja gewohn- lich mehr vom Eigentum anderer als von dem ihren drin steckt. Blaise Pascal. Die erste Auflage unseres Buches ist im Jahre 1938 erschienen und war in knapp zwei Jahren vergriffen. Es hat eine freundliche Beurteilung in zahlreichen Referaten und in personlichen Zu- schriften von Fachkollegen erfahren. Ich schlieBe daraus, daB mein Ziel, dem Laien verstandlich, dem Fachmann aber nicht trivial und langweilig zu erscheinen, bis zu einem gewissen Grade erreicht worden ist. Bei der vorliegenden zweiten Auflage, deren Erscheinen durch die Verhaltnisse bisher verhindert war, wurde an der ganzen Anlage nichts geandert. Urn fiir neue wichtige Dinge Platz zu gewinnen, muBten indessen manche Abschnitte der ersten Auflage gekiirzt, einige ganz gestrichen werden. Der Abschnitt iiber Lichtquellen wurde neu geschrieben. An vielen Stellen wurde die Darstellung verbessert, Druckfehler und Ver- sehen beseitigt. Viele Abbildungen habe ich durch bessere er- setzt. Fiir die Dberlassung von neuen Originalbildern danke ich vor allem den Kollegen L. Frippl (Miinchen) und R. Muller (Sonnenobservatorium Wendelstein). Der letzte Teil der ersten Auflage, in dem in gedrangter Form die Quantentheorie de. s Lichtes skizziert war, wurde nunmehr auf wenige Andeutungen zusammengezogen. Das Gebiet ist so groB und wichtig, daB eine gesonderte Darstellung in dieser Sammlung unerlaBlich erscheint.

Book 71

"Oberhaupt", sagte Karl, "scheint mir, daB jedes Phiino- men sowie jedes Faktum an sich eigentlich das Interessante sei. Wer es erklart, oder mit anderen Begebenheiten zusammenhiingt, macht sich gewohnlich eigentlich nur einen SpaB und hat uns zum besten, wie z. B. der Natur- forscher und Historienschreiber." Goethe (Unterhaltung deutscher Ausgewanderter) Es ist schon zweimal in dieser Sammlung ein Bandchen tiber Atom- und Quantenphysik erschienen. Die Verfasser waren TH. WULF und L. HOPF. Beide Darstellungen waren ausgezeichnet. Bei der raschen Entwicklung des Gebietes sind sie heute z. T. veraltet, z. T. erganzungsbedtirftig. Die Verfasser sind nicht mehr am Leben. Die Umarbeitung eines der originellen Bandchen von anderer Hand ware ein al1zu gewaltsamer Eingriff in ein einheit- liches Werk gewesen. Als der Herr Herausgeber an mich wieder- holt mit der Aufforderung herantrat, ein ganz neues Bandchen zu schreiben, habe ich lange gezogert, weil ich mir der mannigfachen Schwierigkeiten bewuBt war. Ein Verstandnis dieses letzten Kapitels der zeitgenossischen Physik setzt eine Vertrautheit mit den gesamten alteren Teilen der Physik voraus. AuBerdem sind diesem Fragenkomplex nicht ganz leicht zu fassende Ziige eigen- tiimlich, die mit der Anschaulichkeit in Konflikt kommen. Dadurch wird der "gleichnishafte" Charakter der zur Beschreibung herangezogenen Bilder offenbar, und es erweist sich, daB es nur einem abstrakten, mathematischen Formalismus moglich ist, den Inhalt unserer Erkenntnis richtig zum Ausdruck zu bringen.

Book 71