Édouard Vuillard

by Andreas Strobl

Published 16 April 2015
Édouard Vuillard (1868–1940) ist heute als Mitglied der Künstlergruppe der Nabis (hebr. Propheten) bekannt, die eine symbolistische Bildsprache und ein neues Farbverständnis entwickelten, das sich zunehmend von der Gegenständlichkeit entfernte. Vuillard setzte sich intensiv mit der Lithographie auseinander und schuf ein unverwechselbares druckgraphisches OEuvre, das heute vor allem mit der Folge 'Paysages et intérieurs' von 1899 verbunden wird. Am Beginn stehen schwarzweiße Lithographien, von denen einige als Programmzettel im Theater Verwendung fanden; Vuillard engagierte sich in den 1890er Jahren in der avantgardistischen Theaterszene von Paris, deren Aufführungen mitunter skandalträchtige Ereignisse waren. Diese ersten lithographischen Arbeiten lassen erahnen, wie sich der Künstler die Technik aneignete, die er innerhalb kürzester Zeit virtuos beherrschen sollte. Probedrucke seiner farbigen Lithographien führen vor Augen, wie der herausragende Kolorist auch die neuen Ideen des Farbdrucks umzusetzen wusste. Mit den seltenen schwarzweißen Blättern und Zustandsdrucken vermag die Staatliche Graphische Sammlung München Vuillards außergewöhnlichen Umgang mit der Druckgraphik und die vielfältigen Verfahren seiner Bildfindung umfassend zu beleuchten. Katalog zur Ausstellung der Staatlichen Graphischen Sammlung München in der Pinakothek der Moderne vom 15. April bis 28. Juni 2015.

Franz von Pocci

by Max Oppel and Andreas Strobl

Published 14 January 2019

Franz Graf von Pocci (1807–1876) war nicht nur Zeremonienmeister, Opernintendant, Komponist, Schriftsteller und Erfinder des Kasperl Larifari, sondern ein geradezu besessener Zeichner. „Und hättʼ ich wohl an hundert Händʼ / mit Burgen kämʼ ich nie zu Endʼ!", dichtete er selbst über seine Leidenschaft, ständig die Bildphantasie spielen zu lassen. Sie kreiste um erfundene Landschaften oder illustrierte seine Texte, konnte aber auch genauso gut in unbestechlicher Boshaftigkeit seine Kollegen in Verwaltung und Künstlerschaft als Karikaturen aufspießen.

Der Bestand der Staatlichen Graphischen Sammlung München wurde durch eine bedeutende Stiftung von 82 Zeichnungen jüngst bereicherte. Daneben dokumentiert das Buch auch erstmals den Zeichner Ludwig Graf von Otting (1818–1894), der bei der Vereinigung »Altengland« Poccis Nachfolger als zeichnender Chronist wurde.