Bd. 38

Der vorliegende Husserliana-Band enthalt Texte zu "Wahrnehmung und Aufmerksamkeit" aus den Jahren von etwa 1893 bis 1912. Als erster Text kommen Teile aus Husserls Vorlesung des Wintersemesters 1904/05 "Hauptstucke aus der Phanomenologie und Theorie der Erkenntnis" zur Veroeffentlichung, in denen Husserl gegenuber den Logischen Untersuchungen zu einer eigenstandigeren und wesentlich differenzierteren Untersuchung der Wahrnehmung ansetzt, die im Sinne einer Theorie bzw. Phanomenologie der Erfahrung - sozusagen einer Phanomenologie von unten - zunachst ganz unter Absehung von bedeutungstheoretischen oder logischen Fragestellungen entwickelt wird. Zur Vorbereitung dieser Vorlesung hat Husserl auf Abhandlungen zuruckgegriffen, die aus dem Jahr 1898 stammen und die vermutlich ursprunglich fur eine Fortsetzung der Logischen Untersuchungen vorgesehen waren. Diese Texte, in denen die Auseinandersetzung mit Franz Brentano und Carl Stumpf eine grosse Rolle spielt, werden in den Beilagen zur Vorlesung veroeffentlicht. Des weiteren wird ein umfangreiches Forschungsmanuskript aus dem Jahr 1909 veroeffentlicht, das Husserls Weg zu einem noematisch orientierten Wahrnehmungsbegriff dokumentiert. Aus dem Jahr 1912 stammt ein Text, der von Husserl als Ausarbeitung zu einer "Schrift uber Wahrnehmung" gedacht war. In einem aus dem gleichen Jahr stammenden Forschungsmanuskript setzt sich Husserl mit der Aufmerksamkeitsthematik unter dem Gesichtspunkt der Stellungnahme und ihrer moeglichen Modifikation auseinander.


v. 7

Vorbemerkung Der vorliegende Band VII der Gesammelten Werke Edmund Husserls enthalt als Haupttext den Ersten Teil (Historischen Teil) der Vorlesungen uber Erste Philosophie, die Husserl im Winter-Semester 192:3/24 an der Universitat Freiburg i.B. gehalten hat. Er enthalt ferner vom Heraus geber ausgewahlte und zusammengestellte Erganzende Texte zur Proble 1 matik des Haupttextes ). Sie wurden in A. Abhandlungen und B. Beilagen eingeteilt. Letztere sind Texte, die unmittelbar an bestimmte Stellen des Haupttextes als Erganzungen und Erlauterungen anzuknupfen sind. Jede Beilage ist darum vom Hrsg. als, .Beilage zu .. " (z.B., .Beilage zur 5. Vorlesung" des Haupttextes) bezeichnet worden. Entsprechend verweisen Anmerkungen des Hrsg. im Haupttext auf die Beilagen jeweils an der er sten Stelle, an der ein Vergleich dieser Erganzenden Texte in Betracht kommt. Die Abhandlungen sind selbstandigere Texte, die ebenfalls den Haupttext zu erganzen geeignet, aber nicht nur als erlauternde Beifugun gen zu dieser oder jener Partie der Vorlesungen aufzufassen sind. Umge kehrt sind die Abhandlungen auch ohne Bezug auf den Haupttext lesbar, indessen die Ausfuhrungen der Beilagen einen vollen Sinn erst aus dem Zusammenhange derjenigen des Haupttextes gewinnen. Die Veroffentlichung des Zweiten (Systematischen) Teiles der Ersten Philosophie ist fur Band VIII der Ausgabe vorgesehen."

Bd. 20/2

Vom Dezember 1913 bis April 1914 arbeitete Husserl an einer Neufassung der VI. Logischen Untersuchung. Der vorliegende Band enthalt zum einen die im Zuge dieser Arbeit entstandenen Manuskripte und zum anderen altere Manuskripte, die zum Teil bis vor der ersten Veroeffentlichung der Logischen Untersuchungen im Jahre 1900/1901 zuruckreichen. Diese alteren Manuskripte dienten Husserl als Material fur die Neufassung, von der nur das Anfangsstuck zu einer Ausarbeitung gelangte.

Im Mittelpunkt von Husserls Arbeiten fur die Neufassung steht die Ausdrucks- und Zeichenlehre sowie die Rolle des Ausdruckens im Erkennen. Ist das Ausdrucken selbst ein Erkennen oder setzt es ein Erkennen voraus, und worin besteht seine uber die kommunikative Funktion hinausgehende Leistung? Bei dem Versuch diese Fragen zu beantworten entwickelt Husserl eine neue Zeichenlehre, eine neue Bestimmung des Bedeutungsbewusstseins und eine daraus folgende neue Lehre des Erfullungsgeschehens, d.h. eine neue Erkenntnislehre. Von grosser Bedeutung in Husserls UEberlegungen erweist sich eine fundamentale Differenzierung im Intentionalitatsbegriff zwischen Intention als Tendenz und Intention als Meinung.

Einen eigenen Schwerpunkt in den Manuskripten fur die Neufassung bildet die Frage nach dem Ausdruck des Wunschens bzw. des Wunsches.