Liam
Written on Apr 26, 2020
CNs für dieses Buch: Queerfeindlichkeit, Gewalt, unfreiwilliges Outing
Was mir gefallen hat:
- Die Liebesgeschichte zwischen Elena und Sophia war eigentlich total süß! Hätte sie mehr Zeit gehabt, sich zu entwickeln, hätte mir das Buch bestimmt viel besser gefallen.
- Sofern ich nichts überlesen habe, verwendet Elena bis zum Ende des Buches kein Label für ihre Sexualität. Es gibt zwar eine Stelle, in der sie das Wort lesbisch benutzt, aber ich glaube, damit meint sie eher, dass ihre Eltern sie für lesbisch halten (das ist aber nur meine eigene Interpretation!). Das fand ich sehr schön, denn nur weil sie auf ein Mädchen steht, muss sie ja nicht unbedingt lesbisch sein – sie könnte zum Beispiel auch bi oder pan sein.
Was mir nicht gefallen hat:
- Ich war kein großer Fan vom Schreibstil. Außerdem gab es sehr viele Zeitsprünge und besonders am Anfang kaum Dialoge, was dafür gesorgt hat, dass mir alles viel zu schnell ging.
- Die eigentliche Liebesgeschichte war schon nach der Hälfte des Buches zu Ende. Danach beschäftigt sich die Geschichte nur noch mit den Folgen von Elenas Coming Out.
- Ich hätte mir definitiv Content Warnings gewünscht, denn in diesem Buch gibt es nicht nur ein, sondern gleich zwei extrem traumatische Coming Outs! Eines davon sogar unfreiwillig! Und es kommt so viel Queerfeindlichkeit, Gewalt und Hass vor, dass ich das Buch zwischendurch am liebsten abgebrochen hätte. Das zog sich über mehrere Kapitel, doch nur wenig später war plötzlich alles wieder gut, ohne dass wirklich über die schrecklichen Dinge gesprochen wurde, die den Charakteren angetan wurden.
- Ich habe das Gefühl, dass die sehr negativen Coming Outs und die Queerfeindlichkeit nur in die Geschichte eingebaut wurden, weil die Liebesgeschichte nicht spannend genug war, und das löst bei mir ein sehr ungutes Gefühl aus.
Die Tatsache, dass ein Buch, das überall als süße queere Lovestory beschrieben wird, so extrem viel Queerfeindlichkeit und sogar Gewalt enthält, gefällt mir gar nicht. Meiner Meinung nach wird dadurch das Gefühl vermittelt, dass queere Geschichten nie einfach nur schön sein können, sondern immer von Gewalt, Hass und Angst geprägt sein müssen. Und das finde ich sehr problematisch.
Deswegen bekommt „Wir zwei und ein Augenblick“ von mir leider nur 1 von 5 Sternen.