Die Rolle von Religion und Kirche in den Gesellschaften des Westens hat sich grundlegend geandert. Im europaischen Mittelalter stellte das Christentum noch das Fundament der gesamten gesellschaftlichen Ordnung dar. In modernen Gesellschaften sind Religion und Kirche zu einem Teilbereich neben anderen geworden und mussen sich gegenuber der Attraktivitat sakularer Deutungs- und Handlungsalternativen behaupten. Der Umbruch zur Moderne erfolgte im ausgehenden 18. Jahrhundert. Seitdem sind Religion und Kirche in einen Prozess der funktionalen Differenzierung verflochten, den sie kaum noch nachhaltig zu beeinflussen vermoegen. In soziologisch angelegten historischen Analysen geht Detlef Pollack den Vorlaufern einer noch stark religioes bedingten funktionalen Differenzierung im Mittelalter nach, untersucht aber auch den religioesen Umbruch im Ausgang des 18. Jahrhunderts und die religioese Krise der 1960er Jahre. Die auf die religioese Gegenwartssituation bezogenen Kapitel uberschreiten den europaischen Raum und beziehen auch die USA sowie Lateinamerika in die Analyse ein. Selbst in den USA, die oft als Gegenbeispiel fur die Gultigkeit der Differenzierungsthese herangezogen werden, zeigen sich deutliche Tendenzen der Sakularisierung. Religioese Pluralisierung vermag diese Tendenzen nicht aufzuhalten, sondern verstarkt sie im Gegenteil sogar noch. Religion und Moderne scheinen in einer starken Spannung zueinander zu stehen. Gleichwohl vermoegen religioese Gemeinschaften auch in hochdifferenzierten, pluralen Gesellschaften sozialintegrative Funktionen wahrzunehmen.
- ISBN13 9783161542831
- Publish Date 10 June 2016
- Publish Status Active
- Publish Country DE
- Imprint JCB Mohr (Paul Siebeck)
- Format Paperback
- Pages 393
- Language German