Der Gottestitel des 'Poeten' des Nizanischen Glaubensbekenntnisses bezeichnet Wort und Werk des Schoepfers zugleich. Als 'Autor' und 'Poet' gibt Gott das verlassliche Wort. Sein Werk - als poiesis - ist die in Treue zugesagte Welt, durch die er uns anredet und sich verspricht. Daher ist seine poiesis eine Poesie des Versprechens. Sie lasst sich nicht im Sinne eines Einheitsprinzips verstehen, das zeit-, situationslos und allein in Aussagesatzen formuliert wird. Sie gibt vielmehr einen - durch den Widerspruch des Menschen gegen Gottes Poesie des Versprechens verschuldeten - Zeitenbruch als Verschrankung der Zeiten zu bedenken.Poietologische Theologie orientiert sich an nicht konstatierenden, sondern konstitutierenden Primarsatzen des Glaubens, an Sprach- und Lebensformen wie Lob und Klage sowie an 'Lebenstexten', etwa der Dichtung Kleppers oder Bobrowskis.Oswald Bayer eroeffnet mit seinem Entwurf einen neuen Zugang zur Theologie, den er exemplarisch vor allem in Neubestimmungen schoepfungstheologischer, christologischer, trinitatstheologischer und eschatologischer Bereiche erkundet. In einem interdisziplinaren Gesprach zwischen Theologie, Philosophie, Literatur-, Sprach- und Naturwissenschaft korrigiert er den gangigen Wahrheitsbegriff durch einen dreigliedrigen Wissenschaftsbegriff, der den rationalen Bereich von Philosophie und Wissenschaft gegenuber den Bereichen von Geschichte und Poesie nicht isoliert, sondern in den jeweiligen Zusammenhangen zur Geltung bringt. Damit lasst sich auch die grundlegende Bedeutung der Poesie fur eine Ortsbestimmung der Theologie zwischen Metaphysik und Mythologie wahrnehmen.
- ISBN13 9783161561337
- Publish Date 8 May 2019 (first published 1 June 1999)
- Publish Status Active
- Publish Country DE
- Imprint JCB Mohr (Paul Siebeck)
- Edition Unveranderter Nachdruck 2018; Erstausgabe
- Format Paperback
- Pages 345
- Language German