Der Psychologismus-Streit erreichte im deutschen Wissenschaftsdiskurs im 19. Jahrhundert nicht die Breitenwirkung wie der Darwinismus-Streit oder der Materialismus-Streit, in denen ideologische und religiöse Kontroversen mit neuen Wissenschaftsentwicklungen ausgetragen wurden und immer noch werden. Die zum Teil wesentlich subtileren HintergrÃ"nde sowie die Motive der am Psychologismus-Streit besonders seit 1900 hauptsächlich Beteiligten wurden bis heute nicht hinsichtlich der historisch-systematischen Grundlagen untersucht, obgleich die Problemlagen ebenso grundlegend sind. Dies liegt unter anderem daran, dass hier auch Logik und Mathematik betroffen sind, die zu ähnlicher öffentlicher Diskussion bisher wenig eingeladen haben. In gängiger historischer Perspektive provozierte der Antipsychologismus die Trennung der Psychologie von der Philosophie und beförderte letztlich auch die institutionelle Separierung mit beide Disziplinen behindernden Folgen bis in die Gegenwart. Tatsächlich weisen die erkenntnistheoretischen Prämissen des Antipsychologismus nicht die unterstellte begriffliche Klarheit auf, sondern sind als durchaus vieldeutig zu problematisieren; dementsprechend mÃ"ssen HintergrÃ"nde des Streites neu aufgerollt werden. Die vorherrschende "Psychologie ohne Seele" leidet ebenso wie der Antipsychologismus an epistemischen Defiziten, die es aufzuarbeiten gilt.
- ISBN10 3525452039
- ISBN13 9783525452035
- Publish Date 20 July 2011
- Publish Status Active
- Publish Country DE
- Imprint Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co KG
- Format Paperback
- Pages 142
- Language German