Autoritat ist in allen Zivilisationen, Gesellschaften und Religionen zu finden. Im Christentum spielt die charismatische Autoritat besonders in den ostkirchlichen Traditionen noch heute eine Schlusselrolle. Insbesondere in der evangelischen Patristik ist das Charisma gegenuber dem Amt stets positiv beurteilt worden. Dabei wurden die Schattenseiten wie die Forderung nach absolutem Gehorsam kaum wahrgenommen. Andreas Muller stellt dar, wie diese Forderung im 6. Jahrhundert in ein "spirituelles System" integriert und Gehorsam gegenuber "Geistlichen Vatern" heilsnotwendig wurde. Dabei analysiert er einen ursprunglich fur Moenche verfassten Text, die Klimax des Johannes Sinaites. Diese interpretiert er zum ersten Mal aus ihrer konkreten Entstehungssituation heraus, auch unter sozialgeschichtlichen Fragestellungen. Johannes bot demnach mit seinem geistlichen Handbuch einen Gegenentwurf zu Autoritatskonzepten in der Gesetzgebung des Kaisers Justinian. Dieser hatte versucht, das Moenchtum hierarchisch-institutionell zu organisieren. Ein Vergleich des Gehorsamskonzeptes der Klimax mit denen bei Pachomios, Basileios dem Grossen und den Apophthegmata Patrum profiliert den Ansatz des Sinaiten. Dieser Ansatz hat letztlich uber seine ursprungliche Adressatengruppe des Moenchtums hinaus eine breite Rezeption erfahren. Andreas Muller bietet einen Einblick in die Entwicklung von Autoritatsstrukturen, die heute selbst in fundamentalistisch orientierten Kreisen zu finden sind.Diese Arbeit wurde mit dem Habilitationspreis der Munchener Universitatsgesellschaft ausgezeichnet.
- ISBN13 9783161489655
- Publish Date 12 May 2006
- Publish Status Active
- Publish Country DE
- Imprint JCB Mohr (Paul Siebeck)
- Format Paperback
- Pages 510
- Language German