Beitrage zur historischen Theologie
1 primary work
Book 135
Andreas Kubik entwickelt einen tragfahigen theologischen Symbolbegriff, der zugleich anschlussfahig an asthetische Debatten ist, um die Konjunktur des Themas Symbol in der Theologie zu foerdern. Er findet ihn nicht in der Auseinandersetzung mit Ernst Cassirer, dessen Symbolbegriff in der Theologie vielfach rezipiert wird, aber gerade in religionstheoretischer Hinsicht unbefriedigend bleibt, sondern in der Philosophie Friedrich von Hardenbergs (Novalis). Novalis' Theorie asthetisch-religioesen Symbolisierens ist in standigem Gesprach mit der Philosophie Fichtes gewonnen. Der Autor stellt sowohl dessen fruhe Position als auch die Fichte-Rezeption von Novalis ausfuhrlich dar, beleuchtet sie vor dem Hintergrund der Symbolkonzepte der Aufklarungsphilosophie und ordnet sie in das Gesamtwerk von Novalis ein. Er zeigt, dass der Symbolbegriff den asthetischen Epochenbruch, den die Romantik markiert, aufzuhellen vermag. Religionstheoretisch erlaubt Novalis' Symbolbegriff eine konsistente Religionstheorie, die im Begriff des religioesen 'Mittlers' ihr Zentrum hat. Sie ist ein Pladoyer fur eine freie Aneignung des Besten aller christlichen Konfessionen und eine Theorie des Mythos, die fur eine aufgeklarte asthetische Re-Mythisierung des Christentums neben dessen ethischer Spielart pladiert. Die Ergebnisse zwingen auch zu einer neuen theologiegeschichtlichen Einordnung von Novalis: Man hat ihn weder einer katholischen Restauration noch dem Pietismus zuzuordnen. Seine Religionstheorie zeigt vielmehr groesste Nahe zum aufgeklarten Protestantismus, besonders zu Schleiermacher.