Mannheimer Hochschulschriften
1 primary work
Book 8
Weimar 1919-1933
Published 25 March 2011
Das Phanomen "Weimar" zwischen den beiden Weltkriegen wird in der Kulturgeschichte gelegentlich als "ehernes" Zeitalter bezeichnet - nach dem "goldenen" der Weimarer Klassik Goethes und Schillers und dem "silbernen" mit dem Wirken Franz Liszts zwischen 1847 und 1861 am dortigen Hoftheater. Ohne Zweifel ist diese dritte Weimarer Epoche die facettenreichste und eine unter objektiv wissenschaftlichen Gesichtspunkten schwierig zu erfassende und zu deutende Zeitspanne. Im allgemeinen historischen Bewusstsein lebt sie immer noch von der Mythenbildung der sogenannten "Goldenen Zwanziger Jahre", des rasanten wirtschaftlichen und kulturellen Aufschwungs nach dem Ersten Weltkrieg bei gleichzeitiger politischer Instabilitat und dem Taktieren unterschiedlicher politischer Krafte. Der Band, hervorgegangen aus einem interdisziplinaren internationalen Symposion an der Mannheimer Musikhochschule, will einige bisher weniger behandelte Felder der Epoche aufarbeiten und nach neuen Darstellungs- und Deutungsweisen suchen. Dazu zahlen Fragen nach der Zentrenbildung des Weimarer Ideenguts in Deutschland, nach den Zusammenhangen von Stilwandlungen der Kunst und Generationenkonflikten, dem Einwirken politisch motivierter oder ideologisch infiltrierter Vorgaben auf Literatur, bildende Kunst und Musik, nach den Auswirkungen auf wirtschaftliche und kulturelle Interessenlagen auch aus der lokalgeschichtlichen Perspektive Mannheims und der hiesigen Metropolregion und nicht zuletzt nach dem europaischen Kontext und nach Parallelitaten in unserer Zeit. So entsteht ein buntes, bei allen Bruchen und Widerspruchen doch in sich stimmiges Bild jener Zeit, die mit der endgultigen Machtubernahme der Nationalsozialisten ihr Ende fand.