1 Einleitung Zweifel und Zuversicht schließen sich (scheinbar) aus. Denn dort, wo Zweifel ausgesät und gediehen ist, da zaudert und zögert man. Und dort, wo Zuversicht herrscht, da handelt man voll Vertrauen darauf, dass ein Unternehmen erfo- reich sein wird. Für den Zweifel ist in der Regel die Wissenschaft zuständig: sie produziert immer und überall ein ‚obwohl‘ und ein ‚dennoch‘. Obwohl es doch gerade gut läuft, könnte es dennoch ganz anders sein! Wissenschaft produziert also systematisch Zweifel – und das ist auch gut so. Beratung jeder Art pro- ziert dagegen systematisch Zuversicht. Dies allerdings auch mit einem ‚obwohl‘ und ‚dennoch‘: Obwohl die Situation nicht so optimal aussieht, wird es dennoch gelingen. Vertraue mir und vertraue auf Dich. In und mit diesem Buch will ich als Wissenschaftler einmal Fahnenflucht begehen. Ich möchte nämlich nicht nur darüber schreiben, was in Zweifel steht und unsicher ist. Stattdessen will ich (zumindest ein wenig)Zuversicht verbr- ten: Zuversicht in die Leistungen von Kommunikation und Medien. Ich will zeigen, dass Kommunikation und auch die Medien erfolgreicher sind, als (ins- sondere von der Wissenschaft) oft angenommen – auch wenn die Gründe für die ‚Kraft‘ von Kommunikation und Medien am falschen Ort gesucht werden. Kommunikation und die Medien haben die Welt verändert und werden sie auch weiter verändern. Mit Kommunikation und Medien beschäftigten sich vor allem die Kom- nikationswissenschaft und die Soziologie – gewiss auch mit gutem Recht die Pädagogik und die Psychologie. Allein:Dieses Buch wird vor allem aus kommu-

Der Alltag menschlichen Zusammenlebens in modernen (nicht nur)  westlichen Gesellschaften ist durch eine tiefgreifende und umfassende Mediatisierung gekennzeichnet: Medien spielen bei der kommunikativen Konstruktion von Wirklichkeit eine immer gewichtigere Rolle – vor allem dadurch, dass sie neben den Kommunikationsinhalten auch die Kommunikationsformen und das kommunikative und gesellschaftliche Handeln maßgeblich beeinflussen. Medien werden auch im Bereich der Inneren Sicherheit zunehmend eigenständige Akteure, die auf die Sicherheit ihrer Kunden achten und in deren Interesse selbst aktiv werden. Medien werden darüber hinaus auch Aktivierer, die ihre Kunden unterhaltsam dazu anhalten, sich regelkonform selbst zu führen oder aber sich in Maßen an der ‚Arbeit’ der Medien selbst zu beteiligen. Wir sind Zeitzeugen einer tief greifenden Mediatisierung der Sicherheitspolitik.


​Der CSI-Effekt ist ein in Deutschland bislang nur marginal untersuchtes Phänomen. Dabei zeigen sich bereits in der Praxis der Polizei und Gerichtsmedizin erste Auswirkungen des bei den ZuschauerInnen von Krimisendungen entstandenen, gefährlichen Halbwissens‘ über die Arbeit der GerichtsmedizinerInnen – auch in Deutschland! Ausgehend von der Hypothese der bereits bestehenden Forschungen über den CSI-Effekt in den USA, dass insbesondere die Geschworenen vor US-amerikanischen Gerichtssälen sich auf das Wissen aus Crime-Sendungen berufen und zum Beispiel die rechtsmedizinische Methode der DNA-Analyse unter Rückgriff auf die konsumierten Fernsehsendungen als Allheilmittel stilisieren, untersucht der vorliegende Band die Darstellung der rechtsmedizinischen und kriminalistischen Untersuchungsmethoden in US-amerikanischen und deutschen Krimi- und Fahndungssendungen sowie in weiteren Reality-TV und Scripted Reality Formaten, die sich mit den modernen Methoden der Verbrechensaufklärung beschäftigen. Im Mittelpunkt dieser Forschung steht die Frage, welche Botschaft uns das Fernsehen über die Methoden der Gerichtsmedizin und Kriminaltechnik mitteilt und welches Potential das Fernsehen als Akteur im Feld der Verbrechensaufklärung besitzt, das Verständnis von den Möglichkeiten der Verbrechensaufklärung bei den ZuschauerInnen zu prägen. Das Ergebnis dieser exemplarisch an vier hermeneutisch-wissenssoziologisch ausgewerteten Beispielsendungen dargelegten Forschungsarbeit überrascht: Nicht in jeder Sendung über Verbrechensaufklärung – insbesondere nicht in den deutschen Formaten – werden die modernen naturwissenschaftlichen Methoden der Kriminaltechnik und Gerichtsmedizin als Allheilmittel dargestellt​.

Das Buch gibt einen Einblick in die Entwicklung eines Marktes in und

um die deutsche Rechtsmedizin. Seit die Aufmerksamkeit der Medien

eine Währung ist, konkurrieren auf diesem Markt unterschiedliche

Akteure miteinander. Diese Entwicklung geht auf Fernsehsendungen über

Verbrechensaufklärung und Rechtsmedizin zurück und umfasst mehr als

den im US-amerikanischen Diskurs postulierten CSI-Effekt. Dieser

erklärt den Zusammenhang zwischen Fernsehsendungen wie _CSI: Las

Vegas_ und dem Verhalten von Geschworenen vor Gericht und dem

Interesse der Öffentlichkeit an Gerichtsmedizin. Dabei gerät aus dem

Blick, dass die Sendungen in ihren Darstellungen über die Wirkmacht

rechtsmedizinischer Methoden nicht nur sehr unterschiedlich ausfallen

können, sondern dass auch die Folgen dieser medialen Darstellungen

vielfältige gesellschaftliche Entwicklungen anstoßen.