Forschung aus der Hans-Boeckler-Stiftung
1 primary work
Book 108
Nach zwei Jahrzehnten Verhandlung gelang in der Metall- und Elektroindustrie der Abschluss von Entgeltrahmenabkommen (ERA), die bislang fur Arbeiter und Angestellte unterschiedliche Regelungen bei der Bestimmung von Grundentgelt und Leistungsvergutung vereinheitlichen. Die Tarifvertragsparteien betonen, damit eine zeitgemasse, den Bedurfnissen der Betriebe entsprechende und gerechte Bewertungssystematik vereinbart zu haben. Beschaftigte und Betriebsrate empfinden die Stellenbewertungen auf der Grundlage der neuen Systematik aber nicht selten als ungerecht, vor allem naturlich, wenn damit Einbussen verbunden sind. Die nahere Betrachtung zeigt allerdings: Ursachlich sind oft nicht die Bestimmungen des ERA, sondern der Umstand, dass seine Implementation in den Betrieben zu einer umfassenden Re-Kalibrierung der Grundentgelte am Massstab des Flachentarifvertrags genutzt wird. Gleichwohl steht vor allem die Gewerkschaft vor Legitimationsproblemen. Dieses Buch geht am Beispiel Nordrhein-Westfalens der Frage nach, wie im Spannungsfeld zwischen Tarifvertrag und betrieblichen Interessen- und Machtkonstellationen Arbeitsbewertung vollzogen wird und welche politischen Konsequenzen das hat.