Studienreihe Informatik
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Das vorliegende Buch ist der 2. Teil einer Einführung in die wesentlichen Problembereiche der KI-Programmierung. Dabei dienen Sprachentwicklung, -implementierung und -benutzung als neuartige einheitliche Sichtweise. Die Grundidee ist, daß es zu jedem Problem ein angepaßtes Verarbeitungsmodell (eine abstrakte Maschine) gibt, das mit Hilfe einer zugeordneten Programmiersprache operabel gemacht werden kann. Programmiersprachen können jedoch auch uminterpretiert werden, indem ihnen konzeptionell ein neues Verarbeitungsmodell zugrunde gelegt wird. Diese Ausdrucksvielfalt führt zu verschiedenen "Programmierstilen". Um den angehenden KI-Programmierer mit KI-Programmiersprachen (Wissensrepräsentationsformalismen) und ihrer Implementierung vertraut zu machen, wird eine Reihe etablierter oder zeitweise wichtiger Sprachen vorgestellt. Das Besondere an diesem Sprachspektrum ist die Vielfalt der Verarbeitungsmodelle, auf denen die Sprachen beruhen, und die Unterschiedlichkeit der Programmierstile, denen der Programmierer folgen kann. Im ersten Band werden Funktions-, Muster-, Operator- und Logik-orientierte Formen der Programmierung behandelt und an einem durchgehenden Problembeispiel vorgestellt. Im vorliegenden zweiten Band stehen Relations-, Regel-, Plan-, Anweisungs- und Objekt-orientierte Formen sowie die ATN-Programmierung (Augmented Transition Networks) im Vordergrund.
Das vorliegende Buch ging aus einer Vorlesung hervor, die wir gemeinsam im Sommersemester 1982 an der Universitat Erlangen-Nurnberg gehalten haben. Wesentliche Anregungen verdanken die Autoren den Manuskripten der Vorle- sung "Structure und Interpretation of Computer Programs" von Abelson, Fano und Sussman (1981, 1982, 1983 als MIT-AI-TR-735 veroeffentlicht) am Massachusetts Institute ofTechnology, sowie den Lehrbuchern "LISP" von Win- ston und Horn (1981) und "Artificial Intelligence Programming" von Charniak, Riesbeck und McDermott (1980) und dem Vorlesungsmanuskript "LISP - Pro- gramming and Proving" von McCarthy und Talcott (1980) von der Stanford University. Im Mittelpunkt unserer Darstellung steht der Begriff des Programmierstils. Er gestattet eine sinnvolle Klassifikation der Ansatze und Leitlinien, nach denen in LISP programmiert wird und ermoeglicht gleichzeitig die Einbeziehung neuer Grundgedanken wie des der Objektorientierung. Wir hoffen, damit eine neu- artige Einfuhrung in die Programmierung vorzulegen, die nur noch wenige Ge- meinsamkeiten mit traditionellen Darstellungen teilt. So kommt es, dass in diesem Lehrbuch nichts uber "interne Reprasentation" von LISP-Objekten (z. B. Spei- cherstrukturen, automatische Speicherverwaltung, usw.) und uber interne Details der Implementation von LISP zu finden ist. Wir haben diese Entscheidung be- wusst getroffen, da wir meinen, dass diese Themen Gegenstand eines weiterfuhren- den Textes sein sollten. Der hieran interessierte Leser sei auf Allens "Anatomy of LISP" (1979) verwiesen.