Michail Logvinov geht in diesem essential der Frage nach, ob die in den deutschen Meinungsumfragen gemessene Islamfeindlichkeit bzw. Islamophobie eine spezifische Ausprägung hat. Er schlägt konsensfähige Begriffsbestimmungen vor, erarbeitet die Kriterien, an denen die Islam- und Muslimfeindlichkeit in Deutschland festgemacht werden können, und geht auf deren historische und soziale Ursachen ein. Die Frage, was bei Islamfeindlichkeit eigentlich gemessen wird und ob es in Deutschland ein besonderes „Feindbild Islam“ gibt, ist gerade in Zeiten der „Pegida“ und neuen extremistischen Formationen wie den „Pro-Bewegungen“ relevant. Setzt sich doch die (verstehende) Sozialwissenschaft zum Ziel, Aussagen über die Qualität sozialer Konflikte treffen und Lösungsvorschläge anbieten zu können.

Rechtsextreme Gewalt

by Michail Logvinov

Published 21 March 2017
Vor dem Hintergrund steigender rechtsextremer Gewalt widmet sich dieses essential der Frage, welche Erklärungsansätze die Rechtsextremismusforschung für die rechte Gewaltkriminalität erarbeitet hat. Michail Logvinov diskutiert die in den soziologischen Forschungen verbreiteten Interpretationen der Radikalisierungsprozesse im rechten Milieu und arbeitet ihre Stärken und Schwächen heraus. Er bietet Definitionen der relevanten Gewaltbegriffe und Informationen zur Rolle des Kampfes als Denkfigur und Deutungsmuster im Rechtsextremismus.

Die kritische These dieses essentials geht davon aus, dass das Radikalisierungsparadigma die Terrorismusbekämpfung an den Rand einer epistemischen Krise brachte. Denn es blendete zahlreiche Radikalisierungsmechanismen und -faktoren jenseits der verdächtigen Gemeinschaften aus. Vor allem aber lenkte die wahrnehmungsdominante Perspektive auf ein ideologisch-theologisches Phänomen als ‚terroristischen Nährboden‘ von den eigentlichen Gefährdern, klandestinen Netzwerken und konspirativ Radikalisierten ab. So entstand das so genannte ‚tunnel investigation syndrome‘, das die Analytiker in einigen Fällen daran hinderte, terrorismusrelevante Entwicklungen zu reflektieren.​

Dieses essential bündelt das in der Prognoseforschung generierte Wissen über die Risiken und Gefahren der extremistischen Gewalttäter. Nach einer Besprechung internationaler Risk-Assessment-Instrumente wird ein Leitfaden zur Diskussion gestellt, der im engen Austausch mit Fachpraktikern entstanden ist.

Dieses essential befasst sich mit Paradigmen und Verfahren der Evaluation und schlagt einen Bogen zu aktuellen Kontroversen rund um das Thema "Evaluationsansatze in der Radikalisierungspravention". Michail Logvinov zeichnet Defizite der Evidenzschaffung nach und formuliert Vorschlage fur die Wissenschaft und Praxis. Daruber hinaus pladiert er fur eine Intensivierung des Wissenstransfers zwischen der Evaluationsforschung und Fachpraxis mit dem Ziel, gegenstandsadaquate wirkungsorientierte Evaluationsdesigns zu entwickeln und zu testen.