Book 85

Grande Sertao: Veredas ist einer der grossen Romane der Moderne, der in seiner Materie und Sprache dabei brasilianischer nicht sein koennte. Eigens nach "Europa in Grande Sertao: Veredas" zu suchen, scheint deshalb ein gewagtes Unternehmen. Stefan Kutzenberger zeigt jedoch, dass die europaische Tradition diesem brasilianischen Nationalepos nicht nur einzelne Themen und Motive wie Pakt und Teufel liefert, sondern dass auch die christliche Weltsicht Riobaldos aus Europa stammt und dort vor allem aus der religioesen Philosophie Soren Kierkegaards. An Hand dessen Theorie der Wiederholung soll Riobaldos ewige Frage nach seiner Schuld endlich beantwortet werden.
Eine kurze Geschichte der Rezeption von Joao Guimaraes Rosas Werk in Deutschland und eine kritische Analyse der beruhmten deutschen UEbersetzung von Curt Meyer-Clason zeichnen den Weg von "Grande Sertao: Veredas in Europa", vor allem im deutschsprachigen Raum, nach. Der hier erstmals veroeffentlichte Briefwechsel zwischen Guimaraes Rosa und dem Kiepenheuer & Witsch Verlag schafft einen unmittelbaren Einblick in das Verlagswesen der 60er Jahre, das mit einer nahezu unschuldigen Begeisterung auf der Suche nach dem exotischen Lateinamerika war.