Book 220

Ulrike Mittmann-Richert entwickelt in kritischer Auseinandersetzung mit der alteren und neueren Lukasforschung eine neue lukanische Soteriologie. Sie wendet sich gegen die These, bei Lukas habe das Kreuz Christi nicht den Stellenwert, den es in anderen neutestamentlichen Schriften hat. Ausgangspunkt ist die Erkenntnis, dass Lukas das Kreuzesgeschehen von Jesaja 53 her durchdringt und auf der Grundlage dieses Textes Jesus auf seinem Weg an das Kreuz konsequent als den von Gott zur Erloesung des Menschen gesandten Gottesknecht stilisiert. Wie andere neutestamentliche Schriftsteller versteht Lukas den Kreuzestod Jesu als ein Suhnegeschehen, gleichzeitig als die eschatologische Zeitenwende. In Jesu Todesstunde oeffnet sich fur den von der Macht der Sunde befreiten Menschen der Zugang zum Reich Gottes und wird das Leben in der ungebrochenen Gemeinschaft mit Gott zur Realitat ewigen Heils. Die Autorin erstellt dieses soteriologische Profil des Lukasevangeliums in der Auslegung seiner Haupttexte, vor allem der Passions- und Ostererzahlungen. In ausfuhrlichen Exkursen bewertet sie auch die lukanische Christologie, Anthropologie, Eschatologie und Ekklesiologie neu.