Book 2

Die chemische Schadlingsbekampfung ist eine verhaltnismassigjunge Wissenschaft. Sie hat sich rasch entwickelt, und ihre Bedeutung wachst noch immer. Zunachst war ihr Ziel allein die Bekampfung von Schadinsekten im Pflanzenbau. Heute gehoeren die Niederhaltungoder die Verhutung ven durch Pilze verursachten Pflanzenkrankheiten ebenso zum chemischen Pflanzenschutz wie die Vernichtung unerwunschter Pflanzen. Insektizide, speziellAkarizide, finden zunehmend Anwen- dung in der Hygiene, im Vorratsschutz und in der Veterinarmedizin, hier z. B. zur Bekampfung von Zecken. Es seian die Anwendung von DDT zur Bekampfung von Malaria-Stechmucken erinnert, wofur der Nobelpreis verliehen wurde. Nach vielen Seiten weitet sich der Pflanzenschutz aus. Einige neuere Anwendun- gen chemischer Verbindungen fallen nicht mehr unter die ursprungliche Defini- tion des Begriffes "Pflanzenschutz". Genannt seien etwa die pflanzlichen Wuchs- hemmstoffe, oft den Herbiziden nahe verwandt; hier verschiebt sich die Grenze zu den Hormonen des Pflanzenwuchses. Einige naturlich vorkommende Wuchs- stoffe werden in diesem Werk eingehender behandelt. Im Brennpunkt der neueren Entwicklung stehen Stoffe, welche das Bluhen beeinflussen, den Fruchtabfall ver- hindern, die Frostresistenzerhoehen oderaufandere Weisezum Nutzen von Kultur- pflanzen verwendetwerden sollen. Auf dem Gebiet der Insektizide ist die Situation ahnlich. Hier kamen zu den klassischen Insektiziden die Lockstoffe, die Juvenil- Hormone und andere Substanzen, wie z. B. Chemosterilantien, die allerdings bis heute erst geringe Verwendung gefunden haben. Nur die in ihrer chemischen Kon- stitutionsaufklarung am weitesten fortgeschrittenen Sexual-Lockstoffe der Insekten werden im vorliegenden Buch im Band 1 behandelt. Moeglicherweise befasst sich in Zukunft der sog.

Book 5

Herbizide

by Richard Wegler

Published 1 June 1977
Die Notwendigkeit des Pflanzenschutzes begann fur den Menschen mit dem syste- matischen Anbau von Kulturpflanzen. Wahrend die Bekampfung von Insekten und Pilzerkrankungen erst mit Hilfe chemischer Mittel in neuerer Zeit moeglich wurde, ist eine rein mechanische Beseitigung von Unkrautern bereits seit Jahrtausenden ublich. Ein Wechsel von Kulturen mit nachfolgender Bodenbearbeitung, seit Jahr- hunderten, z. B. in Deutschland geubt, ferner die Saatgutreinigung, trugen wesent- lich zur Niederhaltung von Schaden durch Unkrauter bei. Das Spezialproblem oertlicher totaler Pflanzenvernichtung wurde mit fortschrei- tender Zivilisation immer groel3er und schwieriger loesbar, ich denke hier an die Beseitigung von Pflanzenwuchs auf Industriegelande, Eisenbahnanlagen, Sport- platzen, Parkwegen usw. Erst recht spat. d. h. Ende des 19. Jahrhunderts, be- gann man, sich der pflanzenschadigenden Wirkung einiger anorganischer Chemi- kalien, wie Kupfer- oder Eisen(II)-sulfat, zur Totalvernichtung von Pflanzen zu bedienen. Eine restlose Unkrautvernichtung, d. h. in speziellen Fallen die voellige Vernichtung allen Pflanzenwachstums, konnte mit anorganischen Chemikalien in der Folgezeit - vorwiegend zwischen dem 1. und 2. Weltkrieg - nachdem einige besonders wirksame Verbindungen, wie z. B. Natriumchlorat und Natriumarsenit, aufgefunden worden waren, befriedigend geloest werden. Aber die Anwendung an- organiseher Verbindungen brachte einige Nachteile mit sich. Die wasserloeslichen Salze des Natriumchlorats sind in ihrer Wirkung zu sehr abhangig vom Klima bzw. Wetter. Auch ist Natriumchlorat zusammen mit organischem Material feuerge- fahrlich, und selbst die mit ihm behandelten Flachen koennen feuergefahrlich wer- den. Natriumarsenit andererseits ist giftig und gibt Anlal3 zu unerwunschten Arsen- Ruckstanden im Boden. Davon abgesehen sind die Aufwandmengen meist hoch.

Book 6

Der vorliegende 6. Band konnte die Oberschrift "Pflanzenschutzforschung auf neuen Wegen" tragen. Trotz der verbreiteten, meist aufmangelndem Informations- stand beruhenden Voreingenommenheit gegen den chemischen Pflanzenschutz, nimmt dessen Bedeutung sHindig zu. Das beruht auf der Notwendigkeit einer sicheren und rationellen landwirtschaftlichen Produktionssteigerung, die durch das rapide Wachstum der WeItbevolkerung erzwungen wird. Zwar ist die land- wirtschaftliche Produktivitat auch in einigen Entwicklungslandern wahrend der letzten 15 Jahre merklich gestiegen, sie haIt aber vielfach mit der Vermehrung der Bevolkerung nicht Schritt. Der Pflanzenschutz ist nicht einseitig auf bestimmte Methoden festgelegt, sondern bedient sich unvoreingenommen aller wirtschaftlich und okologisch vertretbaren Wege und Verfahren. Hierbei wird auch die Forschung nach neuen Wirkstoffen und chemischen Verfahren auf sehr breiter Grundlage weiterbetrieben, wenn auch unter merklicher Steigerung der Forschungskosten. Jeder neue Wirk- stoff muB einen Fortschritt gegeniiber einem eingefUhrten Handelsprodukt dar- stellen.
Wichtige Kriterien sind hierbei neben der Wirksamkeit die Umwelt- vertraglichkeit, unter anderem giinstigere toxikologische Eigenschaften, Sicher- heit in der Anwendung und Wirtschaftlichkeit. Wie schon in Band 3 (Beitrag Haug) dargestelIt, sind gerade auch diejenigen Kosten fUr Forschung und Ent- wick lung, die der langfristigen Unbedenklichkeit und Sicherheit der Produkte dienen, iiberproportional gestiegen.

Book 8

Band 8 ist den Neuentwicklungen auf dem Gebiet der Herbizide gewidmet. Die Bedeutung der Herbizide ist von 1976 bis 1980 erneut gestiegen, und weltweit betragt der Herbizid-Verkauf wertmassig soviel, wie der Verkaufswert der Insekti- zide und Fungizide zusammen! Langsam bedienen sich auch, bei intensiverem Anbau von Nahrungsmitteln und Nutzkulturen, "unterentwickelte" Lander aller Arten von Pestiziden und Herbiziden, und so ist mit einer weiteren Steigerung der Herbizid-Anwendung zu rechnen. Von 1976 bis 1980 wurden viele neue Versuchsprodukte, aber vergleichsweise wenig neuartige Handelsprodukte bekannt, denn der Herbizid-Standard ist schon sehr hoch, sodass es immer schwieriger wird, Herbizide mit wesentlichen Vorteilen zu finden, zu entwickeln und zum Verkauf zu bringen. Die mengenmassig hohe Produktion wichtiger Herbizide macht es zudem schwierig, preiswertere neue Produkte herzustellen und einzufuhren. Die stark angestiegenen Forschungs-und Entwicklungskosten fur ein neues Pflanzenschutzmittel - etwa 100 Mill. D- erschweren den Fortschritt ausserordentlich.
Wenngleich die meisten neuen Ver- suchs- und Handelsprodukte Substanzgruppen entstammen, deren Bedeutung schon Ende 1976 erkannt worden war, und deren erste Versuchsprodukte bereits eine Weiterentwicklung anzeigten, so wurden doch auch spektakulare Ent- deckungen gemacht, von denen es wiederum erste Versuchsprodukte gibt. Herbi- zide mit Aufwandmengen von etwa 20 g/ha, also mit extrem guter Wirksam- keit zeigen, dass der Weg in unerwartetes Neuland noch lange kein Ende hat. Schon 1976 bekannte Verbindungsklassen, wie die der Diarylether-oxyalkan- carbonsauren, nicht nur von der Entdeckerfirma Hoechst AG intensiv bearbeitet, ergaben eine Fulle neuer Herbizide mit meist selektiver Graserwirkung.