Mythenkorrekturen

Published 1 January 2005
Der Begriff der Mythenkorrektur ist innerhalb der Literaturwissenschaft (noch) nicht etabliert. Ziel des Bandes ist es, ihn vorzustellen und anhand exemplarischer Interpretationen seine Erschliessungskraft zu dokumentieren. Denn in zahlreichen Werken der Literatur wird ein tradierter Zusammenhang von Mythen als bekannt vorausgesetzt, aber an einer bestimmten Stelle wird das uberlieferte Geschehen negiert. Die Frau des Kandaules sei nicht schoen gewesen, die Sirenen hatten nicht gesungen, OEdipus sei von der Nachricht nicht uberrascht worden (Brecht) usw. Die Berichtigungen setzen jeweils an einem markanten Punkt ein, so dass der Eingriff die wohlbekannten Geschichten in ein ganz neues Licht ruckt, den Kern des Mythos aber prinzipiell unangetastet lasst.

Der vorliegende Band untersucht eingehend die Formen und Funktionsweisen solcher Mythenkorrekturen. Dabei werden einschlagige Werke der europaischen Literatur behandelt und deren Interpretationen mit UEberlegungen zum antiken Mythos, zur christlichen Mythenkorrektur, zur Neuen Mythologie und zur Mythenkorrektur vom Existenzialismus bis zur Postmoderne verbunden. Das Spektrum der untersuchten Texte ist weit gehalten, um den Begriff der Korrektur nicht unangemessen zu verkurzen. Untersucht werden z.B. Texte von Heiner Muller, Thomas Brasch, Christa Wolf und Volker Braun ebenso wie von Shakespeare, Goethe und Kleist.

Pluspunkte:



Innovativer Sammelband mit einem neuartigen literaturwissenschaftlichen Konzept zur Mythenrezeption
Komparatistische Perspektive: Verschiedene europaische Literaturen werden einbezogen
Einschlagig ausgewiesene Herausgeber und Autoren