Viele Darstellungen zum Thema "Essen und Trinken im Mittelalter" stutzen sich besonders auf Schilderungen der zeitgenoessischen Dichtung. Dabei wird oft ubersehen, wie sehr sich gerade die epische Dichtung an Idealen orientiert. Da klassische historische Quellen wie Inventare, Rechnungen, Haushaltsbucher und auch erste volkssprachliche Kochbucher erst seit dem 14. Jh. vermehrt uberliefert sind, behilft man sich fur die Zeit des Hochmittelalters haufig mit Analogien. Aufgrund der fur die Zeit zwischen 1000 und 1300 sparlichen schriftlichen Quellen zum Thema werden nicht nur zeitlich, sondern auch geographisch weit auseinanderliegende Raume in Beziehungen gesetzt, die sie kaum besassen.

Bisherige (Er-)Kenntnisse werden daher durch die Untersuchung ausserliterarischer Quellen erganzt und mit diesenverglichen. Dabei bieten sich die Ergebnisse aus archaologischen Erschliessungen hochmittelalterlicher Siedlungskomplexe an,insbesondere Funde von Tierknochen- und Pflanzenresten sowie von Kuchen- und Tafelgerat. Sie werden Illuminationen mittelalterlicher Handschriften sowie skulpturalen Darstellungen gegenubergestellt. Interdisziplinar erschliesst sich ein teils erganztes, teils auch revidiertes Bild hochmittelalterlicher Verhaltnisse.