Amerika wandelte sich im Laufe des 19. Jahrhunderts in der europaischen Wahrnehmung von der vorzivilisatorischen Utopie zu einem Zukunftsmodell, in dem wie in einem Brennspiegel alle Chancen und Gefahren der burgerlichen Gesellschaft aufschienen. Hauptakteur dieses Diskurses uber Modernisierungshoffnungen und -angste innerhalb der europaischen Gesellschaften war das Burgertum in all seinen bildungs- und besitzburgerlichen Auspragungen vom Pfarrer bis zum Unternehmer, was fur Deutschland ebenso wie fur Frankreich, England oder Italien gilt.
Anhand verschiedenster Themenfelder des Diskurses wie soziale Gleichheit und Mobilitat, Wirtschaft und Staat, Familenformen und Geschlechterbeziehungen, Mentalitaten und Bildungsstrukturen sowie Stadtebau und Wohnen wird gezeigt, wie das deutsche Burgertum mental auf die Herausforderung der amerikanischen Gesellschaft reagierte. Im Vergleich mit den Reaktionen des britischen und franzosischen Burgertums zeigen sich dabei erstaunliche Parallelen, die entgegen der "Sonderwegsthese" eine Fulle von kulturellen Gemeinsamkeiten des europaischen Burgertums zum Vorschein bringen? Gemeinsamkeiten, denen sich die Europaer trotz aller nationalistischen Exzesse gerade in der Konfrontation mit den USA teilweise durchaus bewut wurden. Trotz der Faszination durch viele Modernisierungselemente erschien dem europaischen Burgertum die Dynamik der burgerlichen Gesellschaft in den USA insgesamt zu radikal und ungebremst, zu egalitar und revolutionar, so da vor 1914 die Herausforderung des "Modells Amerika" noch einmal relativiert werden konnte - was sich nach 1918 andern sollte, auch wenn die Elemente des Diskurses im Kern die gleichen blieben.
- ISBN10 3050028599
- ISBN13 9783050028590
- Publish Date 15 May 1997
- Publish Status Out of Print
- Out of Print 3 April 2009
- Publish Country DE
- Imprint Wiley-VCH Verlag GmbH
- Edition Reprint 2014 ed.
- Format Hardcover
- Pages 100
- Language German