Book 86

Die vielfach konstatierten Veranderungen, denen Arbeit im Zeitalter des "Shareholder-value-Kapitalismus" unterworfen ist, fuhren unzweifelhaft zu neuen Belastungen und Restriktionen fur die Beschaftigten. Aber der Prozess hat auch eine Kehrseite: Der Versuch, subjektive Produktivitatspotenziale zu aktivieren, hebt die Individuen auch aus ihrer fruheren Rolle als blosse Objekte betrieblicher Rationalisierung heraus. Es eroeffnen sich subjektive Orientierungen; Interessenlagen kommen ins Spiel, die in den Spharen ausserhalb der Arbeit situiert sind. Das Verhaltnis von OEkonomie und Lebensweise wird zum neuen Bezugspunkt betrieblicher (Ver-)Nutzungsstrategien von Arbeit. Die Autor/inn/en dieses Buchs fragen sowohl nach der restriktiven wie auch nach der "widerstandigen" Seite, nach den Handlungsstrategien und dem "Eigensinn" der Arbeitenden. Dabei zeigt sich, dass dem Kriterium Sicherheit zentrale Bedeutung zukommt. Das gilt insbesondere (aber nicht nur) fur weibliche Beschaftigte. Die betriebliche Arbeits- und Geschlechterpolitik ist darauf nicht eingestellt, die betrieblichen Akteure stehen hier vor neuen Herausforderungen. Das wird beispielhaft am Transformationsprozess der Deutschen Bahn AG empirisch untersucht.

Book 169

Die gleichstellungspolitische Bilanz des Finanzsektors, insbesondere im Bereich der oeffentlich-rechtlichen Banken, ist desastroes. Dieser generelle Befund wird in diesem Buch durch eine Fallstudie exemplarisch illustriert, differenziert und analysiert. Im Zentrum steht dabei die krisengeschuttelte LandesBank Berlin: UEber mehr als zehn Jahre hinweg befand sie sich in einem permanenten Reorganisationsprozess. Die betrieblichen Restrukturierungen und die oekonomische Krisenbewaltigung hatten, so lautet die zentrale These, vielfaltige Chancen zur gleichstellungspolitischen Weichenstellung geboten - Chancen, die praktisch flachendeckend verpasst wurden. Als zentrale Verursacher macht die Fallstudie neben dem Fehlen partizipativer Organisationsstrukturen die (mannlichen) Fuhrungskrafte als Strukturgeber von betrieblicher Reorganisation aus. Deren Gestaltungswille, der durch die Finanzkrise besonders gefordert war, blieb auf das Mantra der Kostenreduktion eingeengt. Alle Initiativen fur eine neue Fuhrungskultur blendeten Geschlechterpolitik als integralen Pfad einer innovativen Struktur- und Organisationsgestaltung aus. Das koennte sich als eine gravierende Blockade in der neuerlich anstehenden Reorganisation des Unternehmens erweisen.